Angst ist das größte Problem, mit dem wir zu kämpfen haben. Sie zeigt sich oft als etwas, was sich uns in den Weg stellt, wenn wir etwas neues tun oder lernen wollen. Wenn wir dies lassen, weil es uns zu schwierig erscheint, hat es häufig mit Angst zu tun.

Es gibt keine schwierigen Dinge - es gibt nur neue Dinge.

Ich möchte jetzt eine Sicht auf schwierige Dinge beschreiben, die Sie so vielleicht noch nicht kennen: Es gibt keine schwierigen Dinge - es gibt nur neue Dinge. Angenommen Sie stehen vor einer Aufgabe, die Sie einschüchtert oder entmutigt. Es ist aber nicht die Aufgabe, die (zu) schwierig ist, sondern Sie wissen einfach noch nicht, wie sie zu bewältigen wäre. Was Sie zurückhält, ist nicht die Angst vor der Aufgabe, sondern die Angst vor einem eventuellen Misserfolg.

Wunsch nach Wachstum

Schwierige Dinge und Aufgaben sind eine Herausforderung, hinter der die Frage steht: Will ich wachsen oder will ich so bleiben wie ich bin?

Menschen haben eine Möglichkeit gefunden, zum Mond zu fliegen. Sie lesen diesen Text auf einem Gerät, das Einsen und Nullen lesen und übersetzen kann. Das haben sich Menschen ausgedacht. Jeden Tag fliegen Tausende von Flugzeugen sicher von einem Ende der Welt zum anderen. U-Boote sind in den Tiefen der Ozeane unterwegs. Irgendwo auf der Welt lernt gerade jemand seine fünfzehnte Fremdsprache. Überall lösen Menschen Probleme - und entdecken gleichzeitig neue.

Genau in diesem Moment beginnt ein Sportler, für Olympia zu trainieren. Wahrscheinlich noch ein sehr junger Sportler, fast noch ein Kind. Und noch ist er oder sie nicht gut. Um es ganz deutlich zu sagen: Er oder sie ist richtig schlecht. Noch unterscheidet sich die sportliche Leistung in keinster Weise von der anderer Kinder, die niemals an Olympischen Spielen teilnehmen werden. Genau in diesem Moment schreibt eine junge Frau eine Geschichte. Eines Tages wird sie einen Bestseller schreiben. In der New York Times wird eine begeisterte Rezension erscheinen ... aber jetzt schreibt sie erst einmal nur eine kurze Geschichte. Und die ist noch nicht einmal gut. Sollten Sie sie lesen, empfehlen Sie der jungen Frau vielleicht, sich ein anderes Hobby zu suchen.

Mut zu Scheitern

Wir sehen den Erfolg eines Menschen häufig nur als das Ergebnis eines natürlichen Talents. Und natürlich spielen Gaben und Talente eine Rolle. Aber Erfolg beruht vor allem darauf, dass sich Menschen nicht scheuen, eine schlechte Arbeit abzuliefern. Dass sie sich von Misserfolgen und Versagen nicht vom Ziel abbringen lassen. Die Bereitschaft, Misserfolge auszuhalten und als Basis zur Verbesserung zu nehmen, ist das entscheidende Merkmal jeder Erfolgsgeschichte.

Den Fortschritt einer Leistung könnte man sicherlich graphisch darstellen: Als Gegenüberstellung von fehlgeschlagenen und erfolgreichen Versuchen. Am Anfang kommen vielleicht auf jeden kleinen Sieg 100 Fehlschläge. Irgendwann wird man besser, dann sind es nur noch 50 Fehlschläge pro Sieg. Finden Sie das entmutigend? Dann rechnen Sie nicht richtig. Das ist doppelt so gut wie am Anfang. Im Laufe der Zeit sinkt die Anzahl der Fehlschläge, während die Anzahl der Erfolge steigt. Was anfangs schwierig erschien, ist jetzt etwas, was Sie die meiste Zeit richtig machen.

Das trifft auf alles zu, was Sie gerne tun würden, sich aber momentan nicht zutrauen. Und ich meine nicht nur die großen, Aufsehen erregenden Erfolge, sondern alles, was zu unserem Leben gehört. Wir lernen. Der Mensch wurde geschaffen, um besser zu werden.

Sport, Abnehmen, Freundschaften schließen, einen Beruf erlernen, Kochen, Klavier spielen, Kanu fahren, tiefe Gespräche führen, anderen sagen, dass man sie liebt, Selbstachtung ... In all dem richtig gut zu werden, hat mit Ausdauer zu tun.

Mut zur Entscheidung

Wenn man also mit Ausdauer alles erreichen kann, warum schaffen dann so viele Menschen nicht das, was sie gerne schaffen würden? Die Antwort liegt darin, dass Zeit und Energie nicht unbegrenzt zur Verfügung stehen.

Die Entscheidung für etwas ist immer auch eine Entscheidung gegen etwas.

Sportler schaffen die Qualifizierung für die Olympischen Spiele, weil sie das Training an die erste Stelle ihres Lebens setzen. Jemand, der eine Programmiersprache schreiben will, sitzt viele Monate allein in einem Raum, starrt auf einen Bildschirm und schreibt anfangs vieles, was nicht funktioniert. Piloten müssen Tausende von Flugstunden absolvieren und zunächst mit einem niedriger dotierten Job vorlieb nehmen, bevor sie ihren Traumjob bekommen. Dafür muss vielleicht die Familienplanung verschoben und auf viele Annehmlichkeiten im Leben verzichtet werden.

Die gute Nachricht: Die meisten Dinge sind einfacher zu erreichen. Etwas Neues lernen zu wollen zieht nicht zwangsläufig großen Verzicht nach sich. Aber man muss eine Entscheidung treffen.

Der Mensch, der Sie heute sind, denkt, dass das Neue schwierig ist. Der Mensch, der Sie werden müssen, um dieses Neue zu schaffen, denkt das nicht. Er weiß, was zu tun ist. Heute sitzen Sie vielleicht oft vor dem Fernseher, gehen ins Kino und in schöne Restaurants. Der Mensch, der Sie werden müssen, hat dafür eventuell nicht mehr so viel Zeit.

Das ist die Wahl, vor der Sie stehen, wenn Sie entscheiden, ob Sie wachsen wollen oder ob alles so bleiben soll, wie es ist.