230 Gemeinden 12 Entwicklungsländer

Jedes Frühjahr findet in der Willow Creek-Gemeinde die Themenreihe ›Celebration of Hope‹ statt. Drei Wochen fokussiert sich die Gemeinde in ihren Gottesdiensten sowie den Kinder- und Jugendprogrammen auf die komplexen Herausforderungen, denen Willow-Partnergemeinden- und Organisationen in Entwicklungsländern weltweit gegenüberstehen. Dabei wird deutlich, wie vielschichtig und höchst praktisch gelebter Glaube dort aussieht. So kümmern sich Gemeinden vor Ort um die Nöte in ihrem Umfeld, indem sie sich um praktische Hilfe in Fragen von Nahrung, Sicherheit, Gesundheitsvorsorge, sauberem Trinkwasser, wirtschaftlicher Stabilität, Bildung und Leitungsentwicklung kümmern. Dabei können sie auf die Hilfe der Chicagoer Gemeinde zählen.

Willow unterhält zu 230 Gemeinden in 12 Entwicklungsländern eine enge Kooperations-Partnerschaft und unterstützt sie in ihrer Arbeit. In den letzten 11 Jahren, in denen ›Celebration of Hope‹ stattfand, hat die Willow Creek-Gemeinde insgesamt 35,5 Millionen Dollar in die Arbeit der Kooperationspartner investiert. Allein im letzten Jahr wurden 486 Brunnen gebohrt, 715 öffentliche Latrinen errichtet, erhielten 16.000 Menschen eine HIV/AIDS-­Aufklärung und 40.000 Kinder Bildungs- und Nachmittagsbetreuung.

Heather Larson, die geschäftsführende Pastorin von Willow Creek, macht deutlich: »Wir möchten uns dort engagieren, wo die Not am größten ist. Nachdem ich kürzlich ein Flüchtlingscamp im Nahen Osten besucht habe, war ich getroffen vom Ausmaß der Zerstörung, die mit dem Krieg und Zerfall eines Landes einhergeht. Doch inmitten der Verwüstung konnten wir auch sehen, wie Gemeinden trotz unsäglicher Not und Leid Veränderung herbeiführen und Hoffnung vermitteln.« So lag ein Schwerpunkt in diesem Jahr auf der Flüchtlingskrise im Nahem Osten. Die Leitung von Willow Creek ist überzeugt, dass diese Krise ein entscheidender Moment für die Gemeinde weltweit sein kann. Eine ausschlaggebende Frage dabei sei, ob Flüchtlinge durch die Brille der Furcht gesehen werden, ob eine Wagenburg-Mentalität herrsche oder ob man sich mutig engagiere. Die Themenreihe machte deutlich, dass die einzige Kraft, die stark genug sei, dem Hass, der Gewalt und Furcht etwas entgegenzusetzen, die Macht der Liebe Gottes sei, die durch Gottes Kinder verkörpert wird.

 

SAATGUT BEREITSTELLEN

Die Gemeinde beteiligte sich im Rahmen von ›Celebration of Hope‹ auch praktisch: 20.703 Ehrenamtliche halfen dabei, hochwertiges Saatgut abzupacken, mit dem sich Familien in Entwicklungsländern einen Garten anlegen und selbst versorgen können. Den Überschuss können sie verkaufen, um so ein kleines Einkommen zu erzielen. Ausgewählt wurde Saatgut für Tomaten, Grünkohl, Weißkohl, Spinat und Zwiebeln, die den Einheimischen bekannt sind und dort gut gedeihen. Die Ehrenamtlichen packten über eine Million (genau 1.033.950) Saatgut-­Päckchen. Derzeit befindet sich die Ladung per Schiff auf dem Weg nach Afrika und Lateinamerika.

 

INFORMIEREN UND BILDEN

Während der dreiwöchigen Themenreihe konnten sich die Gemeindeglieder in einer umfangreichen Ausstellung im Foyer des Gemeindezentrums über die vielschichtige Arbeit der Willow-Partnerorganisationen und Gemeinden informieren. Die familienfreundlichen, teilweise interaktiven Stände vermittelten auch ein Bild davon, welchen Unterschied die geleistete Hilfe vor Ort macht.

Wenn ein Fremder unter euch wohnt, dann behandelt ihn nicht schlecht. Im Gegenteil: Behandelt ihn oder sie genau so, wie ihr eure Einheimischen auch behandelt. Liebt sie, wir ihr euch selbst liebt!

 

 

VIDEO-BOTSCHAFT VON BONO

Zum Abschlussgottesdient der ›Celebration of Hope‹-­Serie schickte Bono, Sänger der irischen Rockband U2, eine Videobotschaft, in der er der Gemeinde für ihren Einsatz besonders in der Flüchtlingskrise dankte. Seit Bonos Interview beim Leadership Summit 2009, steht Bill Hybels mit dem Sänger im persönlichen Austausch. Bonos Kurzbotschaft im Wortlaut:

Hallo Bill, hallo Lynne, hallo Willow Creek, ich habe in letzter Zeit häufiger an euch gedacht, besonders was euren mutigen Einsatz in der Flüchtlingsfrage angeht. Vielen Dank für euer Engagement! In Matthäus 25 heißt es: ›Ich war ein Fremder und ihr habt mich aufgenommen‹. Menschen im Exil, so scheint es, liegen Jesus besonders am Herzen. In Matthäus 8 heißt es: ›Die Füchse haben ihren Bau und die Vögel haben ihr Nest. Aber der Menschensohn hat keinen Ort, wo er sich ausruhen kann.‹ Für Jesus gab es auch keinen Raum in der Herberge; er selbst war ein Vertriebener – seine Familie musste nach Ägypten fliehen, weil sie Angst um das Leben ihres Erstgeborenen hatten. Jesus war ein Flüchtling.

Unsere Nähe zu Christus drückt sich nicht allein in physischer Nähe aus, sondern auch darin, wie wir mit Armen und Schwachen umgehen. Wie nah wir ihm wirklich sind, kann man daran ablesen. ›Liebe deinen Nächsten‹ – habe ich damals beim Summit gesagt – ›ist kein Ratschlag, es ist ein Gebot.‹ In einer globalen Welt ist die Definition von ›Nächster‹ nicht mehr die gleiche, wie sie früher einmal war. Aber das Prinzip hat sich nicht verändert. ›Wenn ein Fremder unter euch wohnt, dann behandelt ihn nicht schlecht. Im Gegenteil: Behandelt ihn oder sie genau so, wie ihr eure Einheimischen auch behandelt. Liebt sie, wir ihr euch selbst liebt!‹

Die aktuelle Flüchtlingskrise beschäftigt uns hier in Europa immer mehr – die Vereinigten Staaten nicht so sehr. Dennoch hat die gesamte Welt hier eine Aufgabe, die nicht einfach ist. In Europa gibt es Politiker – aus einem breiten politischen Spektrum – die Flüchtlinge dämonisieren. Wir als Gläubige sind aufgefordert, einen klaren Standpunkt zu vertreten. Ich weiß, dass ihr das bereits tut. Danke Willow Creek, für die Führungsrolle, die ihr diesbezüglich einnehmt!