Bilden Christen liebesfähige Gemeinden?

„Waldmacher“ Tony Rinaudo spricht von der „Wiedererschaffung der Hoffnung“

Ein Special Guest bereichert den Leitungskongress: der „Waldmacher“ Tony Rinaudo, der international bekannt wurde durch seine bahnbrechende Aufforstungsmethode, für die er mit dem Alternativen Nobelpreis 2018 ausgezeichnet worden ist. Er berichtet in Karlsruhe von der Arbeit mit den Bauern in Afrika „im Einklang mit Gottes Schöpfung“, die mit richtiger Beschneidung mit einem einfachen Messer vorgenommen wird. Durch die Aufforstung von hunderttausenden Hektar Wald wird das Grundwasser gehalten, die Bäume spenden Schatten, schützen vor zerstörerischen Sturmwinden, ermöglichen kulturelle Riten und sorgen für besseres Klima.

Die Hilfe ruft aber auch Widerstände hervor: Viele Menschen empfinden die Veränderung als Bedrohung, Farmer wollen keine Bäume auf ihren Anbauflächen. In solchen Vorbehalten wird Rinaudo auch mit der Frage konfrontiert: Willst du das Beste für die Menschen dort, weil du sie liebst? Mit seiner Arbeit hat er nach seiner Einschätzung auch eine „Wiedererschaffung der Hoffnung“ erreicht. An die Kongressgemeinde gewandt, macht Rinaudo Mut: Betet für Weisheit – damit Menschen verstehen, warum die Aufforstung ihnen hilft! Christen könnten obendrein helfen, indem sie Einfluss nehmen bei Politikern und Nichtregierungsorganisationen. Im Blick auf Klimaschutz-Aktivitäten ermutigt Rinaudo: Tu das, was Gott dir aufs Herz gelegt hat!

Andreas Boppart: Gemeinsam für die Lösungen der Zukunft streiten

Andreas „Boppi“ Boppart, Leiter des Missionswerks „Campus für Christus“, macht sich anschließend Gedanken über Gemeinden der Zukunft, in die seine Kinder gerne gehen würden. Dabei gibt es keine „Quick-Fix-Lösung“ nach dem Motto: Einmal schrauben – und es läuft.


Christen müssten vielmehr miteinander für bessere Lösungen streiten. Denn „Gemeinde von heute ist nicht die Lösung für morgen und muss gemeinsam entwickelt werden.“ Boppart warb dafür, dass Christen und Gemeinden „vom Alles- und Besserwisser wieder zum Nichtwisser“ werden: die den „Mut haben, Dinge nicht wissen – im Vertrauen auf Gott, der die Lösung kennt.“


In der Gesellschaft beobachtet er eine Werteverschiebung: Scham wird heute mehr über das Sein, nicht über das Tun empfunden. Deswegen hilft es nicht, das Handeln und Verhalten anderer Menschen in „Richtig“ und „Falsch“ einzuteilen und ständig „die Schuldkeule schwingen“!


Viele Christen und Gemeinden würden zwei großen Irrtümern erliegen: Erstens: Um einander zu lieben, müssen wir gleich glauben. Zweitens: Wenn wir nicht gleich glauben, müssen wir einander bekämpfen. Boppart mahnt: Öffentliche Diffamierung auf Social-Media-Kanälen macht die Liebe Jesu nicht für andere erkennbar. Christen sollten ihre Social-Media-Aktivitäten überdenken. Angesichts einer weit verbreiteten „Liebes-Unfähigkeit“ sollten Christen sich dadurch auszeichnen, „liebesfähige Gemeinden“ zu bilden, die aufblicken auf den gekreuzigten Christus.