Klage- und Fürbitten-Gebets-Gemeinschaft

Ruanda-Autorin Immaculée Ilibagiza über die Kraft der Versöhnung

Ein starkes Zeichen der Versöhnung untereinander und gegen Unversöhnlichkeit setzt der Willow Creek Leitungskongress an diesem zweiten Konferenztag. Begleitet von Musikern um den Produzenten Florian Sitzmann (Pop-Akademie Württemberg, „Söhne Mannheims“) bilden die Kongress-Besucherinnen und -Besucher eine große Gebetsgemeinschaft. Über einen Online-Zugang formulieren sie Klage- und Fürbitten-Gebete angesichts vieler Erfahrungen und Zeichen der Unversöhnlichkeit, die sie bewegen: Zu ungelösten Konflikten und geheilten Spannungs-Beziehungen, in der eigenen Umgebung, in Familien und Beziehungen, in Gemeinde und Gesellschaft. Diese Gebete werden direkt auf die Leinwände in der Halle projiziert. Viele stimmen ein in das „Kyrie Eleison – Herr, erbarme dich“: das gesungene Gebet um Barmherzigkeit, das den Verheißungen der Versöhnung durch Gott vertraut.


Vorausgegangen war die berührende Geschichte der Autorin Immaculée Ilibagiza aus Ruanda, deren Familie während des Völkermords von 1994 fast vollständig vernichtet wurde – und die gerade in dieser Extremsituation die Kraft der Versöhnung erlebt hat. Der Hass der Volksstämme untereinander wurde damals gezielt geschürt und entlud sich in schrecklichen Brutalitäten. Aber: Die Mehrheit der Hutus wollte zwar die Vernichtung der Tutsi-Minderheit, aber nicht jeder Hutu hat auch die Menschen aus anderen Stämmen umgebracht. Es ist wichtig, die einzelnen Menschen zu sehen und die Güte in ihnen zu entdecken, sagt libagiza. Sie hat aus den schlimmen Erfahrungen gelernt: Die Kraft der Liebe und Vergebung kann auch die furchtbare Gewalt eines Völkermords überwinden. „Wir sollten nicht dem Gift hasserfüllter Gedanken Raum geben“, ermutigt sie. Der abgeschlossene Prozess der Vergebung „fühlt sich an wie Freiheit: Ich kann so leben wie ich will und nicht so, wie meine Peiniger sich das vorstellen.“


Als sie die wundersame Rettung vor den Killern erlebt hat, schämt sie sich für ihre Wut und den Wunsch, selbst andere Menschen umzubringen, wenn sie die Möglichkeit dazu gehabt hätte. Sie studiert die Bibel und ist gepackt von den Texten zur Feindesliebe und permanenten Vergebungsbereitschaft. Sie lernt, tatsächlich die Kontrolle an Gott abzugeben und zur Vergebung bereit zu sein. Es gibt die Seite des Hasses und der Rache – und die Seite der Liebenden, beschreibt Ilibagiza. Und Jesus fragt uns, auf welcher Seite wir stehen wollen: zu hassen oder zu lieben und zu vergeben. Mit Jesus gibt es immer Hoffnung.