»Wer ist die Miss Sophie in der Kirche?«

Katholik Hennecke: Kirche der Zukunft kann nur ökumenisch gedacht werden

Die Willow-Lobpreisband um die Sängerin Tina Crawley rockt die Halle zum Auftakt des »ökumenischen« Konferenz-Nachmittags, wie der 2. Willow-Vorsitzende Stefan Pahl ihn charakterisiert.

Der katholische Generalvikariatsrat Christian Hennecke aus Hildesheim fragt mit Blick auf die Zukunft der Kirche, angelehnt an den Silvester-Sketch »Dinner for one«: »Wer ist eigentlich die Miss Sophie in der Kirche?«, die Totes immer wieder aus der Klamottenkiste holt. Eine rückwärtsgewandte Vision führe ebenso in die falsche Richtung wie gar keine Vision. Hennecke plädierte dafür, »neu sehen« zu lernen und im Vertrauen auf Gott neue Wege zu gehen, »in dem Glauben, dass Neues entsteht«.

Nach seiner Überzeugung stellt »Gott die Kirche auf den Kopf«, etwa da, wo er sich in der Gemeinschaft von Menschen zeigt: »Nicht Form, Gestalt, evangelisch oder katholisch … macht Kirche aus, sondern Christus unter uns.« Pastoren und Gemeindeleitungen sollten sich nicht von der »kirchlichen Mangel-Rhetorik« anstecken lassen, nach der es immer irgendwo einen Mangel gibt. Papst Franziskus hat gesagt: »Wir müssen Gott nicht in die Städte bringen … Er ist schon da.« Hennecke ergänzte: »Ich erlebe das Volk Gottes vielerorts als lebendig, kraftvoll und energiereich.« Dementsprechend lautet seine Überzeugung: »Kirche kann in Zukunft nur ökumenisch gedacht werden. Auch wenn es Verschiedenheit und Tradition braucht: Der Reichtum der Kirche ist Vielfalt.« Kirchliche Leitungspersönlichkeiten hätten dabei die Rolle, »vom Machen und Herrschen zum Dienen und Ermöglichen« zu kommen. Hennecke schöpft Zuversicht aus dem Bild einer „Blumentopf-Church«: Dabei wachsen die Blumen aus dem Topf hinaus in die Welt. Hennecke: »So sieht für mich Kirche der Zukunft aus.«

»Mündiges Christsein« fördern: »Echte Liebe« zeigt sich »auf dem Platz«

Der Greifswalder Theologieprofessor Michael Herbst, laut Bill Hybels einer der »besten Prediger in Deutschland«, greift danach den Ball auf und beschäftigt sich mit einem »lebendigen, mündigen Christsein«. Tage wie diese, meint Herbst, sind eine Chance, sich »noch einmal von Jesus rufen zu lassen«. Gemeinden müssten ein lebendiges, mündiges Christsein fördern, damit Christen auch ohne Pfarrer vor Ort leben können, im Dienst an Gott und Menschen. Kritisch wird es dann, wenn Gemeinden instabil, wie »auf Salzstangen«, gebaut werden.

Mündige, lebendige Gemeinden bauen auf die Gnade als das »bedingungslose Grundeinkommen« im Reich Gottes. Das führt zu Veränderung. Am Anfang und am Ende steht immer Christus. »Wir werden als Christen nicht zu geistlichen Superhelden, bei denen alles klappt«, beugt Herbst falschen Vorstellungen vor. »Wir brauchen Christus – immer, ein Leben lang«. Das ist »der Doktorgrad geistlichen Lebens«, nicht die theologischen Lehren. Mündige Christen verstehen: »Wir sind ‚irdene Gefäße‘, aber kostbar. In unserer Unvollkommenheit zeigen sich goldene wertvolle Linien. Christus hält mich zusammen, darum folge ich, wohin er mich ruft.«

»Echte Liebe« zeigt sich nach Herbsts Worten nicht nur im Sport bei der »Mannschaft, die auf dem Platz steht«. Sie brauchen auch Training. Darum fragt der Theologe: Welche Maßnahmen ergreifen die Verantwortlichen in Gemeinden, damit Menschen zu Jüngerinnen und Jüngern werden oder mündige Christen bleiben?