Ton, Licht, Projektion und Bühnengestaltung werden für die Gottesdienste in immer mehr Gemeinden zu wichtigen Faktoren. Und sie werfen Fragen auf. Zum Beispiel, welche Rolle die Technik im Gottesdienst spielen darf und spielen muss. Im Vorfeld der TechArts-Konferenz vom 2.-3. Oktober in Bochum, hat Todd Elliot diese und andere Fragen an Bill Hybels gerichtet.

Bill, in den Gottesdiensten der Willow-­Creek-­Gemeinde spielt die Technik bei der Vermittlung der Inhalte eine wichtige Rolle. Sie hat sich Schritt für Schritt mit der Gemeinde entwickelt. Wie sah das am Anfang aus?

Ich erinnere mich noch, als ich zum ersten Mal mit einem Mikrofon predigen musste, weil unsere Jugendgruppe wuchs, aus der unsere Gemeinde hervorging. In dem Moment wurde mir schlagartig klar – den Rest meines Lebens werde ich bei der Ausübung meiner Gaben von einer Gruppe von Leuten abhängig sein: den Technikern. Wir müssen von nun an lernen, mit unseren unterschiedlichen Begabungen gut zusammenzuarbeiten.

Es ist eine Partnerschaft auf Augenhöhe. Wir Pastoren sind nicht diejenigen, die den wichtigeren Dienst tun. Ich habe großen Respekt vor den Technikern. Sie sind oft die ersten, die bei einer Veranstaltung auftauchen, Mikros aufbauen, den Ton aussteuern – und die letzten, die gehen.

Nicht immer läuft im Technikbereich einer Gemeinde alles glatt.

Ich bin bei Willow wirklich verwöhnt. Unser Technikteam legt sich richtig ins Zeug. Manchmal haben wir fast ein ganzes Jahr kein nennenswertes technisches Problem während eines Gottesdienstes: kein Mikro, das pfeift, kein falsch eingestellter Scheinwerfer oder eine fehlerhafte Projektion. Das ist unglaublich, gemessen an den komplexen Dingen, die in unseren Gottesdiensten laufen! Das liegt daran, dass unsere Jungs die Dinge vorher proben. Jeder weiß, was er zu tun hat und macht es mit ganzer Hingabe. Dabei geht’s nicht um Perfektion, sondern darum, dass die Aufmerksamkeit der Gottesdienstbesucher nicht von dem abgelenkt wird, was Gott während des Gottesdienstes tun will.

Und wenn doch etwas schief läuft?

Dann frage ich nachher: Woran lag’s? Und: Was können wir daraus lernen? Das ist das einzige, was mich in solchen Momenten interessiert. Allerdings: Wenn sich die gleichen Fehler immer wiederholen, steigt mein Blutdruck. Das gleiche billige ich aber auch den Mitarbeitern im Technikteam zu: Wenn ich als Pastor eine Predigt nach der anderen in den Sand setze, sollte auch ihr Blutdruck steigen! Wir müssen uns alle in unserem jeweiligen Bereich stetig weiterentwickeln.

Technisch begabte Mitarbeiter möchten gerne Neues ausprobieren. Gibt es eine gesunde Balance zwischen Neuem probieren – und Fehler riskieren – und beim Bewährten bleiben?

Ich bin für kalkulierte Risiken. Oft frage ich: Wie können wir das Risiko bei technisch aufwendigen Gottesdiensten reduzieren – und trotzdem das gleiche Ergebnis erzielen, auch wenn wir dadurch weniger cool rüberkommen?

»Ich kann für nie­manden im Saal ein Segen sein, wenn nicht die zahl­­reichen Technik-­Mit­arbeiter ein Segen für mich sind.«

Für das Technikteam ist ein Gottesdienst erfolgreich, wenn alles wie am Schnürchen lief. Was ist für dich ein erfolgreicher Gottesdienst?

Erfolg heißt für mich nicht: Es wurden keine Fehler gemacht! Ein Gottesdienst ist dann erfolgreich, wenn Gottes Segen die Gemeinde erreicht, wenn Gott zu den Zuhörern spricht, wenn sich Leben verändert, Buße geschieht, sich Menschen wieder versöhnen. Mir ist so ein Gottesdienst – auch mit ein paar Patzern – lieber als ein perfekter Gottesdienst, in dem Gottes Kraft nicht wirksam und spürbar wurde.

Ich sage unserem Technikteam immer: Bis zu dem Moment, wo ich auf die Bühne gehe, bin ich offen für alles Reden von Gott – auch wenn das heißt, unseren Plan zu ändern. Ich möchte, dass unsere Mitarbeiter so fit sind, dass sie auch dann noch gut reagieren, wenn ich die Predigt anders als geplant beginne, beende oder zwischendrin etwas einbaue, wenn Gott mir das kurz vorher deutlich macht.

Auf der anderen Seite würde ich unser Technikteam nie in eine Situation bringen, in der das Scheitern schon vorprogrammiert ist oder wo sie am Ende peinlich dastehen.

Die Frage ist: Wie können wir in einem Gottes­dienst Ideen verwirklichen, die zwar großartig, aber nicht so einfach umzusetzen sind?

Ich kann nur schwer mit Leuten zusammenarbeiten, die bei jeder Idee gleich sagen: »Geht nicht!« Das schnürt meine Kreativität ab. Wenn aber jemand fragt: »Wie hast du dir das genau vorgestellt?«, dann muss ich meine Idee näher erläutern und komme auf Dinge, die ich noch nicht bedacht habe. Ein »Nein« kann ich dann viel leichter akzeptieren.

Jeder im Technikbereich muss wissen, wie wertvoll und zerbrechlich Ideen für denjenigen sind, der sie geboren hat – auch wenn sie nicht zu Ende gedacht sind.

Man muss sich klar machen, dass es auf der Welt große Umbrüche gab – manchmal nur auf Grund einer einzigen großartigen Idee! Bei Willow hatten wir einige geniale Ideen, die dazu geführt haben, dass 500 Leute zum Glauben gefunden haben. Wir wissen, wie heilig eine Idee sein kann und versuchen keine zu früh abzuwürgen.

Gerade im Technikbereich kostet alles viel Geld: Scheinwerfer, Mikrofone, Projektoren. Da kann schnell der Eindruck entstehen, dass wir Technik-Mitarbeiter immer um mehr Geld betteln.

Genau diesen Eindruck habe ich auch (lacht).

Wie bittet man einen Pastor oder eine Gemeindeleitung angemessen um mehr Geld?

Wenn jemand auf mich zukommt und um mehr Geld bittet – ganz gleich aus welchem Gemeindebereich – bin ich immer offen dafür, wenn sie oder er mir darstellen kann, wie wir durch die Investition Gottes Reich voranbringen können. Wenn es aber heißt: Wir brauchen dieses coole Ding, weil sechs andere Gemeinden das auch schon nutzen, nur Willow noch nicht, bin ich dafür nicht empfänglich. Ich habe nie den Druck verspürt, mit einer anderen Gemeinde, einem Unternehmen oder gar Hollywood Schritt halten zu müssen. Aber wenn etwas unseren Auftrag voran­bringt oder wir effizienter arbeiten können, bin ich gerne bereit, mich für die Finanzierung stark zu machen.

In vielen Gemeinden scheinen sich Pastor und Technik-Mitarbeiter an gegensätzlichen Polen zu befinden.

Beide müssen größeres Verständnis füreinander entwickeln. Es mag den Anschein haben, dass das, was wir Pastoren tun, relativ simpel erscheint. Seit 41 Jahren bin ich jetzt Pastor. Mein Eindruck ist: In den letzten zehn Jahren ist unsere Aufgabe so viel komplexer und herausfordernder geworden! Es gibt heute mehr zerbrochene Menschen und zerrüttete Familien als je zuvor.

Hinzu kommt: Die Gesellschaft insgesamt ist in vielen Bereichen aus den Fugen geraten. Auch die angespannte wirtschaftliche Situation bringt ihre Herausforderungen mit sich. Das führt auch bei uns Pastoren zu einem erhöhten Druck – weil wir mit den Folgen täglich zu tun haben.

Wenn mir dann jemand von unseren Technikern eine E-Mail schreibt: »Ich bete für deine Predigt am Wochenende«, baut das unsere Teamarbeit enorm auf. Oder wenn mir am Ende eines Gottesdienstes einer derjenigen, der die Kabel wieder aufrollt, nebenbei sagt: »Gott hat dich heute wirklich gebraucht, wir sind froh, mit dir in einem Team zu sein«, bedeutet mir das mehr als viele meinen. Ich wette, anderen Pastoren geht’s ähnlich.

Fakt ist: Ich kann für niemanden im Saal ein Segen sein, wenn nicht die zahlreichen Mitarbeiter im Technik-Bereich ein Segen für mich sind. Ich wünschte, dass Pastoren ihren Mitarbeitern im Technikbereich mehr Wertschätzung entgegenbringen. Aber ich wünschte mir auch, dass mehr Techniker und Kreative ihrem Pastor mehr Wertschätzung entgegenbringen. Das würde den Kreislauf der gegenseitigen Inspiration noch mehr in Schwung bringen.

TechArts-Konferenz

TechArts-Konferenz 2017

2. – 3. Oktober 2017, Bochum

Möchtest du den Gottesdienst deiner Gemeinde weiterentwickeln? Die TechArts-Konferenz hilft dir dabei. Sie richtet sich an Menschen, die bei der Gottesdienstplanung- und Gestaltung mitarbeiten: Techniker, Musiker, Künstler, Moderatoren sowie Menschen mit Predigtaufgaben. 

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