Nachdem ich 30 Jahre die Vorweihnachtszeit und das Weihnachtsfest in einer Pastorenfamilie organisiert hatte, musste ich mir eingestehen, dass ich den Dezember hasste. Der Dezember ist für mich geprägt von Eile, Stress und unerfüllbaren Erwartungen. Also habe ich angefangen »Nein« zum Dezember zu sagen.

Ich habe aufgehört, Weihnachtskarten zu verschicken. Tatsächlich habe ich schon vor Jahren mit dem Versenden aufgehört. Gekauft habe ich sie trotzdem jedes Jahr wieder. Ich dachte mir, »dieses Jahr werde ich sie auf jeden Fall verschicken«. Mittlerweile habe ich aufgehört, mir etwas vorzumachen. Ich weiß, dass ich die Karten nie verschicken werde. Also kaufe ich erst gar keine.


Ich habe aufgehört, mein Haus weihnachtlich zu schmücken. Eigent­lich liebe ich Weihnachtsdeko und habe sonst immer Tage damit zugebracht, das Haus zu schmücken. Aber im Laufe der Zeit verwandelte sich die Freude am Dekorieren in reines Arbeiten. Also habe ich weniger dekoriert… und noch weniger… und noch weniger. 
Wenn jetzt meine Enkel zu Besuch kommen, entscheiden sie, welche Weihnachtsdeko – aus den im Keller gelagerten Kisten – sie wo aufhängen wollen. Wir werden damit keinen Wettbewerb für das am besten geschmückte Haus gewinnen, aber wenn es meine Enkel glücklich macht, dann bin ich auch glücklich. 


Ich habe mit den Weihnachtsfeiern aufgehört. Ein Grund, weshalb ich das Haus immer so aufwendig geschmückt habe, war die große Weihnachtsfeier, zu der wir jedes Jahr Gäste in unser Haus eingeladen haben. Wir haben Möbel umgestellt und Tische im gesamten Wohnbereich aufgebaut. Wir boten internationalen Gästen, die zu Besuch in Chicago waren, an, sich für ein Abendessen zu uns zu gesellen. Es war allseits beliebt – aber es hat mich total fertig gemacht. Ich bin nicht die geborene Gastgeberin. Ich hab’s versucht. Das hat damals auch irgendwie Sinn ergeben. Aber wenn die Bewirtung heute von einer anderen Frau übernommen wird, macht das viel mehr Sinn. Die Art Frau, die das mit links macht und dabei auch noch lächelt.

Ich habe aufgehört, ins Einkaufszentrum zu fahren. Meine Einkaufsliste wird von Jahr zu Jahr kürzer. Wenn Sie nicht einer meiner Enkel sind, befinden Sie sich wahrscheinlich nicht auf meinem Zettel. Tut mir leid! Ich war noch nie besonders gut im Einkaufen – erst recht nicht im Dezember.

Ich verschenke keine Plätzchen mehr. Letzte Woche habe ich zusammen mit dem vierjährigen Mac Plätzchen gebacken. Unsere Plätzchen waren weder atemberaubend schön noch umwerfend lecker, aber, meine Güte, hatten wir einen Spaß! Mac und ich haben am Ende Plätzchen mit unseren Initialen darauf ausgetauscht. Streng genommen, habe ich dieses Jahr also doch mindestens ein Plätzchen verschenkt. 

Wo ich Ihnen jetzt von all den Dingen erzählt habe, die ich im Dezember nicht mache, stellt sich die Frage: Was mache ich stattdessen?

Ich höre ganz laut Musik. Ich bin begeistert von Flöten- und Harfenmusik; von Instrumentalstücken und Balladen. Was immer mich in einem bestimmten Moment fröhlich stimmt, höre ich – laut!

Ich schreibe kleine Briefchen. Es ist nicht das Gleiche wie Weihnachtskarten schreiben. Es gibt keine Liste. Manchmal schießt mir jemand Bestimmtes durch den Kopf und ich schreibe ein paar freundliche Worte. Ich wünschte, ich würde das in allen zwölf Monaten im Jahr machen, aber das tue ich nicht.

Ich sitze in einem Sessel und schaue aus dem Fenster. Elf Monate im Jahr bin ich eine introvertierte Person, die ein sehr extrovertiertes Leben führt. Im Dezember bin ich introvertiert und das sehr zur Zufriedenheit meiner Seele. Ich erlaube dem Leben einfach dahinzuplätschern, weil ich das brauche, bevor ich das nächste Jahr beginne. 

Ich genieße Zeit mit meinen älter werdenden Eltern. Letztes Jahr um diese Zeit besuchte ich meine Mutter und musste feststellen, dass ihre Gesundheit sich schneller verschlechterte als ich gedacht hatte. Weil mein Dezember so frei geräumt war, konnte ich den größten Teil des Monats mit ihr in Michigan verbringen. Dafür bin ich sehr dankbar, denn kurz darauf ist sie verstorben. Demnächst gehe ich meinen Vater besuchen und bin froh, dass mir der Dezember solche Freiheiten erlaubt. 

Ich gebe mich der Freude an der Adventszeit hin. Ich habe einen großen Teil des letzten Novembers im Irak, Israel und Palästina zugebracht. Dort habe ich mich mit Menschen getroffen, die vom Krieg erschöpft sind. Ich selbst bin dann mit müden Beinen in den Dezember getaumelt, so wie wir alle erschöpft sind vom Krieg, von Gewalt und Hass. Überdrüssig der wortgewandten Politiker und unergründlichen Extremisten. Also zünde ich mir in der Dunkelheit des Morgens eine Kerze an und wende mich meinen ausgewählten Adventsbüchern zu. Dort suche ich nach Worten der Hoffnung und des Lebens. Obwohl es oft so scheint, dass Hass und Furcht gewinnen, habe ich doch reale Helden an angst­einflößenden Orten gesehen, wie sie in Jesu Namen mutig lieben. Das macht mir Mut.

Ich erwarte nicht, dass jeder die ›Dezember-Verpflichtungen‹ aufgibt, so wie ich es getan habe. Ich bin alt und alle wissen, dass ich recht unkonventionell bin. Deswegen komme ich damit durch. Aber vielleicht finden Sie wenigstens ein bisschen Freiheit, um hier und da zu einer ›Dezember-Verpflichtung‹ Nein zu sagen. Vielleicht gibt Ihnen das einen Moment, eine Stunde oder einen Tag, den Sie für etwas einsetzen können, das Ihre Seele mehr erfüllt. 

Und wenn Sie jemand sind, der in den chaotischen und lauten Festivitäten des Dezembers aufblüht, dann feuere ich Sie an! Ich halte mich im Hintergrund auf und genieße all das, was Sie dekorieren, backen, verschicken und verschenken. Ich werde wie eine leise, kleine Schwester sein, die sagt: »Wow! Schau dir das an! Sie ist einfach wunderbar!«
Der Dezember ist eine glorreiche Herausforderung – voller Potenzial und Fallgruben zugleich. Mein Gebet ist, dass wir, indem wir uns ein wenig mehr Gedanken machen, im Januar zurückblicken und sagen können‚ was für einen bedeutungsvollen Dezember wir doch hatten.