Der World-Vision-Mitarbeiter hat eine Methode entwickelt, die mit einfachen Mitteln in der Wüste für Pflanzenwachstum sorgt. Damit wird nicht nur die wirtschaftliche Lage der Bauern verbessert, die Bäume haben auch einen enorm positiven Einfluss auf die biologische Vielfalt und das Klima.

„An diesem Tag war ich etwas, dass ich eigentlich nie bin. Verzweifelt und verärgert. Verärgert über Gott“, sagt Tony Rinaudo mit einem verschmitzten Lächeln. Verzweifelt war der australische Agraringenieur und Missionar, weil seine jahrelangen Wiederaufforstungsbemühungen in Niger nicht gefruchtet hatten. Der Großteil der Setzlinge war schon nach wenigen Monaten in diesen besonders trockenen Jahren Mitte der 80er wieder eingegangen. An diesem besonderen Tag fuhr Rinaudo mit seinem Geländewagen durch die Wüste und wollte alles hinwerfen. „Ich dachte: Gott – warum hast du mich in diese Gegend geschickt, wenn ich hier nichts bewirken kann?“ Auf einem besonders sandigen Streckenabschnitt musste Rinaudo den Wagen stoppen. Er stieg aus, schaute sich um „und da ließ mich Gott erblicken, wofür ich all die Jahre blind gewesen war. Das Wunder lag direkt unter meinen Füßen, in der Erde!“


Was später „Farmer Managed Natural Regeneration“ (FMNR) genannt wurde, fußt auf einem einfachen Prinzip: In der Erde liegen weit verzweigte Wurzelgeflechte ehemals gerodeter Bäume. Und diese Wurzeln leben noch immer. Sie keimen aus, bilden Schösslinge. Einen dieser Schösslinge entdeckte Rinaudo bei diesem Autostopp, dann Dutzende, Hunderte. Was wäre, wenn man diese Schösslinge vor Viehfraß und Holzsammlern schützt? Sie gezielt beschneidet und hochzieht? Dann wachsen Bäume!


Die Idee war geboren. In den nächsten Jahren überzeugte Tony Rinaudo als Mitarbeiter von World Vision zunächst Bauern in Niger, diese Schösslinge zu schützen. Mit großem Erfolg: Das Laub der Bäume beschattet die Böden, Wurzeln halten die Feuchtigkeit in der Erde und Laub und Früchte sorgen für das Entstehen neuer Humusschichten. Die Ernten auf den zuvor verarmten Böden konnten verdoppelt und verdreifacht werden. Immer mehr Bauern schlossen sich an, in Niger, in Mali, in Äthiopien. Heute wird FMNR in 25 Ländern betrieben, über 20 Millionen Hektar Land wurden wieder begrünt.


Nach diesem Prinzip werden auch ganze Wälder wieder aufgeforstet, deren Wurzelwerk vor Erosion schützt und deren überschüssige Äste als Brenn- oder Bauholz genutzt werden können. Ein weiterer Vorteil der Wiederbegrünung ist die Steigerung der Biodiversität. So kehren zunächst Insekten und in ihrer Folge auch Vögel und Säugetiere in die wiederbegrünten Gebiete zurück.


FMNR-Programme und ihre zusätzlichen Komponenten wie Bildungsprogramme und die Mobilisierung von Bauern zur Ausarbeitung gemeinschaftlicher Regeln im Umgang mit der Umwelt und die Einflussnahme auf die Politik sorgen dafür, dass private und staatliche Initiativen aufeinander abgestimmt sind. Langfristig ist dies ein wichtiger Beitrag, den Kindern von heute und den Kindern von morgen gute Lebensbedingungen und Entwicklungsmöglichkeiten zu verschaffen.