Die schrecklichen Kriegsereignisse in der Ukraine haben zu einer überwältigenden Hilfsbereitschaft in der Bevölkerung geführt. Auch in vielen Kirchen und Gemeinden. Einige Beispiele aus dem Willow-Netzwerk haben wir hier zusammengetragen. Sie sind Ausdruck einer zentralen Überzeugung von Willow Creek: The local church is the hope of the world.

„Wir sind froh, dass sich in diesen schweren Zeiten die Hoffnungskraft der christlichen Kirchen immer wieder besonders zeigt und danken all den uns verbundenen Gemeinden für ihren enormen Einsatz in der Flüchtlingskrise“, so Ulrich Eggers, 1. Vorsitzender von Willow Creek Deutschland.

 

 

Als die russische Armee am 24. Februar in die Ukraine einmarschierte, war mir klar, dass wir den Menschen dort helfen müssen. Sofort. Ich rief ein paar ukrainische Freunde an und fragte sie, was benötigt wird. Das posteten wir als Gemeinde bei Instagram und Facebook. Es war der 25. Februar, noch hatte sich kein Komitee getroffen, um etwas zu beraten, da stapelten sich bei uns bereits die Hilfsgüter. Die eigenen Leute waren genauso aktiv wie Gemeindefremde. Ein Nachbar brachte spontan zehn Windelpakete: „Ich habe von meiner Friseurin gehört, dass ihr etwas sammelt. Ich bin dabei.“ Als wir Tage später anfingen, in der Andreasgemeinde Friedensgebete, Glockengeläut und die nächsten Predigten zu planen, waren die ersten Transporter an der zentralen Sammelstelle bereits abgeladen und die Hilfsgüter auf dem Weg nach Polen. Ich würde jederzeit wieder so handeln: Nicht lange reden und diskutieren. Anfangen. Machen. Nichts ist so wertvoll wie die Tat. Öffnet externen Link in neuem FensterInfos zur Aktion

 

 

Viele unserer Gemeindemitglieder haben einen russlanddeutschen Hintergrund und Verwandte, Freunde und Bekannte in der Ukraine. So war es zu Kriegsbeginn keine Frage, ob wir helfen wollten, sondern nur wie. Da wir als Gemeinde über große Hallen mit Lkw-Rampe verfügen, konnten wir nicht nur selbst Hilfsgüter zusammentragen, sondern den Raum auch als zentrale Sammelstelle anbieten. Schnell brachten wir mit gesponserten Lkw und Transportern Matratzen und Medikamente, Lebensmittel, Verbandsmaterial u.v.m. an die ukrainische Grenze. Inzwischen beinhaltet eine unserer Gemeinde-Hallen ein Gratis-Kaufhaus, in dem Geflüchtete sich mit allem eindecken können, was sie benötigen. Manche kamen nur mit einer Plastiktüte in Detmold an. Einmal wöchentlich bieten wir inzwischen ein Begegnungscafé in unseren Gemeinderäumen an, zu dem beim ersten Mal 200 Erwachsene und 70 Kinder kamen. Da viele offen für den Glauben sind und geistliche Gespräche suchen, führen wir auch Gottesdienste auf Russisch durch. Zusammen mit anderen Gemeinden und Vereinen am Ort möchten wir den Geflüchteten Hoffnung und eine Perspektive in Jesus vermitteln. Dabei ist uns bewusst, dass dies alles keine kurzfristige Aufgabe ist. Wir stellen uns darauf ein, die Menschen langfristig zu betreuen. Ein Filmteam hat den Einsatz in einem Video dokumentiert. Öffnet externen Link in neuem FensterInfos zur Aktion

 

 

„Niemanden zurücklassen“ war das Motto unserer Matinee am Sonntag nach Kriegsbeginn. Als Gemeinde war uns klar, dass wir auf gute Gedanken gute Taten folgen lassen wollten. Wir nahmen Kontakt mit einem Hilfswerk auf und sammelten Sachspenden. Unser Aufruf über die sozialen Medien hatte eine unglaubliche Resonanz: Zeitweise füllten die abgegebenen Säcke und Kisten den gesamten Vorplatz unserer Location. Es war klar: Wir brauchten nicht nur weitere Spenden, sondern Mitarbeitende. Tatsächlich boten uns Menschen, die wir noch nicht kannten, ihre Hilfe an. Eine Frau hinterließ beim Abgeben von Kleidung ihre Telefonnummer – „falls ihr mich brauchen könnt“ –, am nächsten Tag setzte sie sich bereits als Helferin ein. „Nichts ist stärker als eine Idee, deren Zeit gekommen ist“, meinte Victor Hugo einmal. Genau das erfuhren wir. Als das Hilfswerk an seine Kapazitätsgrenzen stieß, arbeiteten wir auch mit anderen zusammen. Die Einsätze waren stellenweise sehr chaotisch, doch für alle Beteiligten waren es Wow-Momente, die sie erfüllten. Es ist unglaublich, was in kurzer Zeit bewegt werden kann, wenn leidenschaftliche Menschen Gott ihre Zeit, Gaben und Möglichkeiten zur Verfügung stellen.Öffnet externen Link in neuem Fenster Infos zur Aktion

 

 

Weil wir als Gemeinde schon länger mit einem Hilfswerk zusammenarbeiten, war die Frage des Partners schnell geklärt. Und die Einzelnen in der Gemeinde warteten nur darauf mitzuhelfen – da war für jeden Geldbeutel und jedes Zeitkontingent etwas machbar. Viele freuten sich, nach der schweren Zeit in der Pandemie endlich wieder aktiv werden zu können. In kürzester Zeit packten wir mit Hilfe unserer Nachbarn 400 Hygienepakete, dann waren die Drogeriemärkte der Region leergekauft. Um weiterhin Handtücher beilegen zu können, nahmen wir deshalb Kontakt zu Einrichtungshäusern auf und kauften sie gleich in großer Menge. Inzwischen hat sich die Art der Hilfe verändert: Die ersten Geflüchteten sind angekommen. Als einer der Ansprechpartner vor Ort konnten wir direkt 37 ukrainischen Gästen im Gemeindeumfeld Unterkunft geben, und die Nachfrage steigt noch. Neben einer Bleibe bieten wir den Menschen Hilfe bei sämtlichen Anmeldungen und Behördengängen, wir vermitteln Mobiliar, Kleidung, finanzielle Unterstützung beim Einkaufen, Übergangs-Deutschkurse und die Vernetzung der ukrainischen Gäste untereinander. Zu Beginn wussten wir nicht, worauf wir uns dabei einlassen, aber uns war klar, dass dies ein Gott-Moment war – und wir wollten ein Teil davon sein und mit viel Liebe und Vertrauen die ersten Schritte gehen. Öffnet externen Link in neuem FensterInfos zur Aktion

 

 

Seit einigen Jahren findet der Global Leadership Summit (GLS) auch in Städten der Ukraine statt. Koordiniert wird dies von Dr. Yaroslav Pyzh, dem Präsidenten des Baptist Theological Seminary in Lwiw. Nun ist das Theologische Seminar zu einer Anlaufstelle für Geflüchtete umfunktioniert worden – und Pyzh koordiniert auch diese Hilfsaktion: Mehr als 4.800 Menschen haben seit Beginn des Krieges bereits in den Räumen Zuflucht gefunden, erhalten Nahrung, Bekleidung und Gesprächsmöglichkeiten, bevor sie von dort in andere Länder weiterreisen. »Wir beten für ein Wunder in der Ukraine. Und wir sehen sie täglich – im Leben von Geflüchteten und im unermüdlichen Einsatz der Ehrenamtlichen, die sich um die Menschen kümmern, die alles verloren haben. Auch wenn wir körperlich erschöpft sind, werden wir nicht müde, diesen wichtigen Dienst zu tun«, sagte Pyzh gegenüber dem Willow Creek Magazin.