Andreas Kübler hat Zweifel daran, dass ein Willow-Kongress wirklich etwas für ihn ist. Hier beschreibt er eine überraschende Wendung.
Vielleicht haben Sie die gleiche Erfahrung gemacht wie ich: Seit vielen Jahren war ich – mehr unbewusst als bewusst – auf der Suche nach Erfüllung in meinem Leben. Ich war unzufrieden, hatte eine große Sehnsucht nach einem »guten Leben«. Ich habe, wie viele Menschen, immer außerhalb gesucht. Meine Zeit habe ich verbracht mit viel Arbeiten und dem Drang nach beruflichem Erfolg. Nur Ziele zu erfüllen war nicht mein Ding. Ich wollte immer Ziele übererfüllen.
Ein Ventil für meine Suche war auch der Sport: Ich war als Triathlet fünfmal Finisher auf der Langdistanz, habe unzählige Trainingsstunden absolviert und bin um die halbe Welt gereist, um bei Europa- und Weltmeisterschaften der Para-Triathleten ganz oben auf dem Treppchen zu stehen. Meine Schwerbehinderung seit Kindheit war in all den Jahren einerseits ein Stachel, der mein Leben maßgeblich beeinflusste. Und andererseits war er die Eintrittskarte in die »Hall of Fame« des Sports.
Um dem Ganzen eine sozial erwünschte Fassade zu verpassen, hatte ich daneben zwölf Jahre als Vorsitzender im Kirchenvorstand gearbeitet, eine Ausbildung als ehrenamtlicher Krankenhaus-Seelsorger gemacht und mich zwölf Jahre im Vorstand der örtlichen Alzheimer Gesellschaft engagiert. So weit, so irrsinnig. Ich war getrieben von einer Sehnsucht, und habe mich viele Jahre niemals gefragt: Was genau suchst du eigentlich, Andreas?
Mein Schlüsselerlebnis hatte ich beim Leitungskongress 2020 in Karlsruhe. Dort entwickelte sich die Erkenntnis: Ich war auf der Suche nach dem Sinn in meinem Leben. Was mich von einem Sinn-vollen und erfüllten Leben abgehalten hat, ja was mein tatsächliches Handicap war, war der Wunsch nach Anerkennung. Fast alles in meinem Leben war daraufhin ausgerichtet. Ich wollte mit Leistung, Ziel-Übererfüllung und Top-Platzierungen kompensieren, was vermeintlich nicht schön, richtig und leistungsfähig an mir war. Rückblickend bewegte ich mich vor dem Leitungskongress in meinem Hamsterrad auf Maximaldrehzahl bei zunehmender Unzufriedenheit.
»Ob dieses Willow etwas für mich ist?«
Und dann kam der Leitungskongress 2020. Ich bin zu diesem Kongress nicht mit großem Hurra gefahren. Mein Freund und geistlicher Mentor, Pfarrer Friedemann Büttel, hatte mich schon seit Jahren »bearbeitet«, dass ein Willow-Kongress für mich eine gute Erfahrung sein könnte. Aber ich hatte meine Zweifel, ob dieses »Willow« wirklich etwas für mich ist. Ich hatte mir Videos von vergangenen Kongressen angeschaut und dabei Tausende von Menschen in einer Messehalle gesehen, die in einer mir unbekannten Art Gottesdienst feierten. Puh – das war nicht so meine Welt.
Aber Pfarrer Büttel hatte Geduld, blieb dran. Er ist ein gutes Beispiel dafür, dass es auch in unseren Kirchen und Gemeinden Leitungskräfte braucht, die ein feines Gespür haben für die Sehnsüchte und Hindernisse, die uns im Glauben und Leben umtreiben. Die zuhören können, verstehen wollen und geduldig für den Glauben und ein neues, erfülltes Leben werben.
Jesus war bei mir in all den Jahren des Suchens schon auch Thema, aber eines mit vielen Fragezeichen. Ich war alles andere als connected mit ihm. Gewonnen hatte mein Glaubensleben durch wertvolle Erfahrungen, die ich in den letzten Jahren in einer Kleingruppe gemacht habe. Dort sind wir unter der Überschrift »Tiefgang« mit viel Vertrautheit, Neugier und Staunen Gottes Geschichte mit den Menschen auf der Spur.
Zurück zu Willow: Das Willow-Event wurde mir als »Leitungskongress« angekündigt. Leitung war damals allerdings kein Thema, das mich besonders reizte. Ich steckte als angestellter Coach und Trainer beruflich seit geraumer Zeit in einer Sackgasse. Leitung hatte ich eher als schwierig erfahren. Wenn sie ausschließlich Management ist und sich
auf die Erfüllung von Strategien, Zielvorgaben und kurzfristigen Erfolgen beschränkt – wenn keine Zeit mehr für den persönlichen Dialog bleibt –, dann hat das für mich nichts mit nachhaltigem Wachstum zu tun. Was also würde mich wohl bei einem christlichen Leitungskongress anderes erwarten als das Streben nach Leistungssteigerung und effizienterem Management?
Auch die Berichte über die ehemalige Leitungsfigur Bill Hybels hatten mich nicht gerade motiviert, nach Karlsruhe zu fahren. So zog ich in Erwägung, lieber abzusagen. Friedemann Büttel hatte mich nochmals zu einem persönlichen Gespräch eingeladen und mich schließlich überzeugt, doch mitzufahren. Was dieses Gespräch für ein Momentum bei mir erzeugte, wurde mir erst später bewusst.
Eine Lebens-Entscheidung
So reiste ich mit meinen Fragezeichen und offenen beruflichen und geistlichen Baustellen im Mannschaftsbus nach Karlsruhe. Noch am Eröffnungstag des Kongresses telefonierte ich im Foyer hinter einem Pflanzkübel sitzend zu meinem beruflichen Problemfall. Es war wieder mal nur ein weiteres ergebnisloses Gespräch.
Dann ging ich zurück in die Halle, mit meiner Enttäuschung und meinem Frust, nichts ahnend, was daraus entstehen würde. Es waren zwei Botschaften, die mich in meiner schwierigen Lage abholten und auf einen neuen Kurs schickten: Erstens: Der Vortrag von Prof. Dr. Michael Herbst, der darüber sprach, dass Macht, die keine Kontrolle erfährt, übergriffig wird. Zweitens: Der Vortrag vom damaligen Willow-Pastor Steve Gillen, niemals die Chance einer Krise zu verschwenden.
Diese beiden Impulse wirkten, als hätte jemand bei mir einen Schalter umgelegt. Gerade noch desillusioniert, hatten sich plötzlich völlig neue Gedanken in mir Bahn gebrochen. Da war auf einmal der innere Ruf: Übernimm Selbst-Verantwortung! Mir wurde plötzlich bewusst: Ich kann meine eigene Krise auch als Chance entdecken, um raus aus meinen alten Denk- und Handlungsmustern und aus meiner Opferrolle zu kommen.
Und: Ich kann selbst aktiv dazu beitragen, dass Leitung menschlicher, fröhlicher und erfüllter wird. Mit den Worten von Michael Herbst: »Christen können von Jesus lernen: In seinem Einflussbereich werden Menschen stärker, größer, mutiger, zuversichtlicher und erwachsener.«
Rums – das hatte gesessen!
Und dann der Schock. Der Kongress musste coronabedingt aus Sicherheitsgründen abgebrochen werden. Und ich wollte doch noch so viel mitnehmen an Inspiration und Motivation! Beim Verlassen der Halle kam ich mit einer Frau ins Gespräch. Und spätestens da hatte ich das Gefühl, dass dieser Jesus selbst seine Hand im Spiel hatte. Im Gespräch über meine Erfahrungen beim Kongress gab mir die Teilnehmerin den Tipp, ich solle mir mal in der ERF-Mediathek den Workshop zum Thema »Berufung« ansehen.
Dies führte letztendlich dazu, dass ich nochmals eine Ausbildung als Dipl. systemischer Coach und Berater durchlief, meinen damaligen Job beendete und mich mit 54 Jahren selbständig machte. Es ist für mich einfach bewegend, wie Jesus immer dann, wenn ich selbst keine Karten mehr im Spiel habe und ihm schließlich das Steuer überlasse, mich auf den richtigen Weg lenkt. Mal spektakulär, meistens aber auf leise Art.
Das hatte ich lange gesucht
So ist der Funke des Leitungskongresses 2020 auch auf mich übergesprungen und hat zu einer beruflichen Neuorientierung geführt. Mehr noch: Ich habe meine Berufung gefunden.
Erfüllend ist, dass ich nun auch meine Klienten zu dieser alles entscheidenden Frage führen kann: Wozu tust du dieses oder jenes? Was erfüllt sich dadurch für dich? Das »Wozu« ist der Schlüssel für ein erfülltes und erfolgreiches Leben, zu dem uns Jesus befreit hat. Es ist dieses »Know-why«, das uns mit unseren Werten verbindet und dadurch unser Leben mit Sinn erfüllt. Es ist durch kein »Know-how« zu ersetzen. Und es entstehen zusätzliche Potenziale, entsteht neue Kraft für neue Ziele und neue Chancen in unserem Leben und in unseren Gemeinden, Schulen und Betrieben. Das ist die Vorstellung für ein »gutes Leben«, für den Sinn im Leben, nach dem ich so lange gesucht hatte.
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