Session 5: Veränderung herbeiführen - Carey Nieuwhof

 

Carey Nieuwhof, Pastor, Blogger und bekannter Podcaster aus Kanada, beginnt seine Session sichtlich bewegt: „Ich finde es so motivierend, dass hier 7.000 Menschen sitzen, die sich Gedanken um die Zukunft der Kirche in Deutschland machen. Das ist großartig.“

Veränderung. Das ist Careys Thema. Dazu gibt der Gründer der „Connexus Church“ den Teilnehmenden einen sehr persönlichen Einblick in seine Geschichte als Pastor und Gemeindegründer. Die begann sehr unspektakulär in drei winzigen presbyterianischen Gemeinden nördlich von Toronto, die sich aus Geldmangel einen Pfarrer teilten. Die erste hatte sechs Gottesdienstbesucher („Da haben wir als dreiköpfige Familie für 50 Prozent Wachstum gesorgt.“), Nummer zwei 14 Personen und die dritte 23. „Das war unsere Megachurch“, erzählt Carey lachend. „Aus Gottes Gnade sind wir dann tatsächlich gewachsen.“

Der Weg dorthin war von großen Veränderungen geprägt. „Als wir dort als Familie ankamen, roch es nach 1952“, erinnert sich Carey schmunzelnd. Die Ältesten wurden auf Lebenszeit bestimmt, die Musik war altbacken, einen Kindergottesdienst gab es nicht. „Wir wollten junge Familien erreichen, also haben wir alles verändert.“
Irgendwann gab es dann zwei Gottesdienste. Dann reichte der Platz nicht mehr. „Schließlich sind wir in ein neues Gebäude umgezogen. Später noch einmal.“ 2007 gründete sich die Gemeinde außerhalb der ursprünglichen Denomination als „Connexus Church“ neu. Was ihn heute besonders bewegt: Es kommen immer noch Menschen aus den drei kleinen Ursprungsgemeinden zum Gottesdienst. „Einige von ihnen sind inzwischen 70 oder 80 Jahre alt“, erzählt Carey. „Wer hätte damals gedacht, dass Gott so etwas bewirkt?“

Im zweiten Teil seines Vortrags nennt Carey Nieuwhof fünf Prinzipien, die er bei Veränderungsprozessen für wichtig hält.

1 Schau genau hin – die Fakten
Es gibt in Gemeinden – wie beim Thema Smartphones – vier Typen von Menschen: die „early adopters“ (frühe Nutzer), „early majority“ (frühe Mehrheit), die schweigende Mehrheit und die Gegner. Zahlenmäßig machen die Gegner nur zehn Prozent aus, manchmal weniger. „Aber sie sind die lautesten“, erklärt Carey. „Sie sind gegen Veränderungen in der Gemeinde. Und sie tun so, als sprächen sie für alle. Aber: Verwechselt nicht Lautstärke mit Größe. Schaut auf die Fakten. Es sind nur wenige.“

2 Wähle deinen Fokus weise aus
Wen willst du verlieren? Die Gegner oder die ‚early adopters‘? „Stell dir eine Gemeinde mit 100 Menschen vor. Ist es beängstigender, die 10 ‚Gegner‘ zu verlieren, oder der eigenen Berufung und dem Auftrag nicht gerecht zu werden? In unserer Stadt lebten damals 16.000 Menschen.“ Die wollte Carey erreichen. „Das war uns wichtiger als die kleine Zahl der Veränderungsgegner.“

3 Finde einen Filter
„Wie entscheide ich, wie mit Kritik umzugehen ist?“, fragt Carey. Er rät: „Prüfe, ob es eine biblische Grundlage für die Kritik gibt. Oder handelt es sich lediglich um persönliche Vorlieben – wie die Farbe der Tapete.“ Leitende müssten sich die Frage stellen: „Will ich mit diesen Menschen die Zukunft der Gemeinde bauen? Viele Kritiker haben eine Vision für die Vergangenheit, aber nicht für die Zukunft.“

4 Unterscheide zwischen der Kritik und dem Menschen
„Ich wurde einmal zwischen zwei Gottesdiensten in meinem Büro minutenlang von einem Kritiker angeschrien“, erinnert sich Carey. Dann musste er raus und predigen. Auch wenn es schwerfällt: „Ich muss Christi Ebenbild in anderen Menschen sehen. Das kann sehr schwierig sein.“ Trotzdem gelte: „Sei empathisch, zeige Mitgefühl, versetz dich in die Lage deiner Kritiker – sprich möglichst persönlich mit ihnen, vielleicht bei einem Kaffee.“
Prinzipiell gelte: „Wende dich an Gott. Denn wenn du dich nicht an Gott wendest, wendest du dich gegen die Menschen.“

5 Gib nicht auf!
Rückblickend lässt sich oft feststellen: „Der Moment, an dem du am ehesten aufgeben möchtest, ist oft der Moment kurz vor dem Durchbruch“, erklärt Carey. Und so ruft er den Teilnehmenden in der Kongresshalle zu: „Gebt nicht auf.“ Noch eine persönliche Überzeugung gibt er allen mit auf den Weg: “Es steht viel auf dem Spiel.“ In den USA, Kanada und Europa. Es gehe um die kommenden Generationen. „Und die Veränderung, die nicht geschieht, die werden wir später einmal bedauern.“