Bei Willow Creek passiert neben dem Gottesdienst noch so viel mehr und unsere Reiseteilnehmer haben hier die besondere Möglichkeit, in Bereiche zu schauen, die sonst meistens unentdeckt bleiben. Allen voran die Kinder- und Jugendarbeit bei Promiseland hat viele der Reisenden tief beeindruckt. Neben der Kinderbetreuung gibt es zum normalen Gottesdienst parallel stattfindende Jugendgottesdienste, deren Inhalte und Organisation sich ganz nach den Bedürfnissen der Teenies richten. Auch die Theologiestudierenden erfahren die Willow-Tage auf eine ganz besondere Art und Weise, bei der sie sich zudem theologischen Fragen stellen und erörtern, an welcher Stelle sie von dem Erlebten auf ihrem eigenen Berufsweg profitieren können.

Glaube pädagogisch wertvoll vermitteln

Für unsere reguläre Gruppe aus 50 Gemeindeleuten beginnt der Tag mit einer Begrüßungsrunde, angeleitet von Praktikantin Sarah bei Willow Creek Deutschland. Sie verteilt den Teilnehmern leere Coffee-To-Go-Becher und motiviert die Gruppe dazu, ganz offen für das zu sein, was in den nächsten Tagen passieren wird: „Normalerweise bestellen wir in einem Café genau das, was wir wollen, aber hier lade ich euch ein, diesen Becher von Gott füllen zu lassen und gespannt zu sein, welche Spezialität er sich für euch ausgedacht hat.“ Um das herauszufinden nahmen die Teilnehmer bei einer großen Tour durch die Kinder- und Jugendarbeit von Willow Creek teil: Dieser Bereich teilt sich in vier Untersektionen auf: „Promiseland“ für Babies und Kleinkinder und Kinder bis zur 5. Klasse über „Elevate“ für Kinder bis ab der sechsten Klasse, „Student Impact“ für Teenies und Jugendliche bis zur zwölften Klasse und letztendlich „Young Adults“ für junge Erwachsene ab 18 Jahre.

Kinder im Promiseland-Gottesdienst
Kinder im Promiseland-Gottesdienst

Promiseland betreut Kinder in vielen verschiedenen Gruppen, die je nach Alter separatisiert sind. Für jede Klasse bzw. jedes Lebensalter gibt es eine jeweilige Gruppe. In den großen werden die Kinder noch einmal in Kleingruppen aufgeteilt. „Am Anfang gibt es die Spielzeit, in der alle Kinder erst einmal ankommen, ihre Freunde begrüßen und einfach toben dürfen“, erzählt Christie, eine der Mitarbeiter. Jedes Kind bekommt einen Farbsticker, wodurch es weiß, zu welcher Gruppe es gehört. Diese Farbe ist jede Woche gleich, damit wirkliche Beziehungen und Freundschaften entstehen können und die Kinder sich einander gewöhnen. „Wenn das Aufräum-Lied ertönt, wissen die Kleinen schon ganz genau, was sie zu tun haben und fangen an, mit uns Helfern die Tische und Spielzeuge zur Seite zu räumen." Wenn alles aufgeräumt ist, versammeln sich alle Kinder in dem Raum, aber nicht kreuz und quer – auf dem Boden sind mit farbigen Klebeband große Vierecke angebracht, die sich nach den Farben der Sticker richten. So sitzen die Kinder einer Farbgruppe jeweils zusammen.

»Kinder wollen nicht nur Spaß und Freunde treffen, son­dern auch Ge­borgen­heit.«

Es folgt eine kleine Lehreinheit von ca. 25 Minuten, in denen die Kinder eine bestimmte Botschaft vermittelt bekommen, anhand eines Bibeltextes, der durch Spielfiguren, Liedern und andere kreativen Ideen leicht verständlich gemacht wird. Anschließend gehen die Jungen und Mädchen in ihre Kleingruppen, um sich dort über die Botschaft auszutauschen. Bryan Cheney, Leiter von Promiseland, sieht darin eine wichtige pädagogische Stütze: „In diesen Gruppen fühlen sich die Kinder wohl. Hier trauen sie sich Fragen zu stellen und wissen, dass sie immer ernst genommen werden. Was Kinder wollen, ist nicht nur Spaß und Freunde treffen, sondern auch ein Gefühl von Geborgenheit. Genau das geben wir ihnen hier.“ Um diese hohe Qualität zu garantieren, arbeitet Promiseland mit Hunderten von Freiwilligen zusammen, die alle sehr genau auf diese Arbeit vorbereitet und trainiert werden. Die 20-jährige Christie ist mittlerweile als halbe Arbeitskraft angestellt und liebt es, immer wieder neue Ideen für die Kinder auszubauen:„Wir hatten zum Beispiel den Slogan „Gott hält sein Versprechen“ und jeder der Kinder hat einen kleinen Aufkleber bekommen, der sie daran erinnern soll. Viele von ihnen tragen ihn immer bei sich. Für die nächsten Wochen haben wir uns das Thema Gottes Schöpfung ausgedacht und überlegen uns lehrreiche Spiele, bei denen wir zum Beispiel mit den Kindern ins Weltall fliegen, um uns die Erde anzusehen“, so Christie.

Kinder beim Promiseland-Gottesdienst

Besonders dankbar ist sie für das Feedback von den Kindern selbst und den Eltern: „Wenn eine Mutter mir erzählt, dass ihre Tochter den ganzen Sonntag nur über Promiseland redet und was sie gelernt hat oder wenn mich Kinder in ihr Herz schließen und mir zeigen, dass sie wirklich gerne Zeit mit uns verbringen, dann ist das einfach ein tolles Gefühl.“

Teenies haben andere Probleme

Wenn man sonntags um 11.15 Uhr in das „Lakeside Auditorium“ geht, denkt man auf den ersten Blick, es wäre ein normaler Gottesdienst. Ist es aber nicht. Denn Erwachsene haben gar keinen Zutritt (außer eingeteilte Willow Creek Mitarbeiter) und dürfen das Geschehen nur von der Empore aus begleiten. Wenn man näher hinsieht und vor allem hinhört, merkt man, dass alles ein bisschen jünger (und smartphone-lastiger ist). Hier ist man bei den richtig Coolen – bei den High School Jungs und Mädchen, die in ihren besten Teeniezeiten Willow Creek ganz entscheidend mitgestalten möchten. „Student Impact“ richtet sich an junge Leute bis zur zwölften Klasse und ihr Gottesdienst findet parallel zum dritten „normalen“ Gottesdienst statt – in einem eigenen Gemeindesaal, mit eigener Worship-Band und einem eigenen Jugendpastor, der Jeans und T-Shirt trägt, alle coolen Jugendwörter kennt und für seine lässigen Witze mitten in der Predigt bejubelt wird.

Jugend-Gottesdienst »Student Impact«
Jugend-Gottesdienst »Student Impact«

Die Predigen handeln nicht von den tiefen Rückschlägen des Lebens, beruflichen Krisen oder wirtschaftlicher Not, sondern von den Themen, die Jugendliche eben so im Kopf haben: Bin ich beliebt? Zu welcher Gruppe in der Schule gehöre ich dazu? Wer sind meine Freunde? Wie kann ich endlich meinen Schwarm zu einem ersten Date überreden? Sehe ich gut aus? Warum bin ich nur so schlecht in Mathe? Student Impact will den Jugendlichen in ganz wichtigen Jahren ihrer Entwicklung eine Unterstützung und Hilfe sein, sich selbst kennenzulernen und ihren Platz unabhängig von gesellschaftlichen Regeln oder Peergroup-Organismen zu finden. So auch in dieser Predigt: „Es gibt noch mehr als sich nur mit Menschen zu umgeben, die genauso sind wie wir. In unserem Leben sollte jeder willkommen sein, ohne dass er dafür bestimmt gekleidet sein oder coole Wörter sagen muss. Genauso bist auch du immer willkommen. Ich ermutige dich heute dazu, deine Augen für deine Mitschüler und Mitmenschen zu öffnen, die du bis jetzt vielleicht eher ignoriert hast. Und wenn du dich selbst fragst, ob du angenommen bist, von Gott, aber auch von anderen Menschen, möchte und bete ich, dass deine Antwort darauf ‚Ja’ ist.“

Jugendpastor Ryan
Jugendpastor Ryan

Ryan, der Jugendpastor, hat diese Frage viele Jahre mit ‚Nein’ beantwortet. Er ist ohne Gott und ohne christliche Unterstützung aufgewachsen. Als er mit 21 Jahren zum Glauben kam, wurde er wütend und fragte sich: ‘Wieso hat mir denn nie jemand von Gott erzählt? Mein Leben wäre so viel einfacher gewesen!' Heute ist er dankbar für jeden Schritt in seinem Leben, der ihn näher an Gott gebracht hat, denn letztendlich wurde er so zu Willow Creek und seinen Jugendlichen geführt: „Ich bin hier, um diesen wundervollen jungen Menschen zu zeigen, dass sie geliebt sind, dass sich Gott um sie kümmert und sie durch ihr gesamtes Leben führt.“

Gottesdienstbesucherin beim »Student Impact«
Gottesdienstbesucherin beim »Student Impact«

Auch die Jugendlichen haben eine ganz klare Vorstellung, warum sie hierher kommen: „Für mich ist das wie ein Zuhause. Ich bin in einer Kleingruppe von Student Impact mit 16 Leuten und wir reden einfach über alles – egal, was passiert oder was mich gerade beschäftigt, ich weiß einfach, ich bin nicht alleine“, erzählt uns die 15-jährige Kari. Und auch Noe kann mit ihren 14 Jahren deutlich formulieren, was Willow Creek für ihren Alltag bedeutet: „Wenn ich hierher komme, fühle ich intensiv, wie sehr Gott an meiner Seite ist und wenn ich die Predigt höre, dann fühle ich mich jedes Mal wieder so frei. Ich versuche, nicht nur hinzuhören, sondern es auch mit in die neue Woche zu nehmen, weil ich weiß, dass es mir dann einfach besser geht.“

Junge Theologen zwischen Zweifel und Begeisterung

Nach nur wenigen Tagen sind die Eindrücke bei den jungen Theologiestudierenden schon eifrig am arbeiten und um ihren Gedanken eine geeignete Plattform für Fragen und Austausch zu bieten, gibt es regelmäßige Reflexionsrunden. Ann Mirjam, im neunten Semester aus Heidelberg, ist besonders von Promiseland beeindruckt, doch nicht nur von der Art der Arbeit, sondern auch von der Einstellung der Mitarbeiter: „Sie sind immer noch offen für Neues und möchten dazulernen. Als wir uns mit ihnen unterhalten haben, haben sie uns gebeten, dass wir ihnen sagen sollen, wenn uns Verbesserungsvorschläge einfallen oder wo wir noch mehr Potenzial sehen.“  Alle würden sehr professionell arbeiten, seien aber trotzdem nicht eingebildet und behandeln niemanden von oben herab, selbst wenn sie als Besucher und junge Theologen weitaus weniger Erfahrungen mit sich bringen, so Ann Mirjam.

Reflexionsrunde der Theologie-Studierenden
Reflexionsrunde der Theologie-Studierenden

Andreas Schmierer, im sechsten Semester aus Tübingen, sieht auch einige Sachen kritisch, allen voran das Thema Manipulieren: „Als vor der Kollekte ein Video aus Afrika gezeigt wurde, wie die Gemeindemitglieder dort ihre Gaben feiern, fand ich das schon sehr eindeutig manipulativ.“ Der Gruppenbegleiter Michael Herbst, Professor für Praktische Theologie an der Ernst-Moritz-Arndt-Universität Greifswald, nahm diesen Einwand als Möglichkeit auf, in den nächsten Tagen zu überprüfen, wann etwas manipulativ ist: „Wenn man Menschen wegen einer ganz bestimmten Intension beeinflussen will und keine Transparenz lässt, also auch nicht die Freiheit, sich entweder für oder gegen etwas zu entscheiden, dann ist es manipulativ. Nimmt das einfach als Einladung, für euch hier herauszufinden, ob das wirklich vorliegt.“

Hier stellen sich Teenager auf die Bühne und rufen laut aus »Hey, Gott liebt dich!«

Zum Schluss teilt Therese Charlotte, im siebten Semester aus Leipzig, eine wichtige Beobachtung mit den anderen: „Ich war wirklich begeistert davon, wie offen schon die Jugendlichen über ihren Glauben reden. Wenn ich an unsere Jugend in Nordhausen denke, würden sie sagen: ‚Was? Das kann ich doch nicht einfach so machen.’ Aber hier stellen sich Teenager auf die Bühne und rufen laut aus ‚Hey, Gott liebt dich!’“ Das bringe die junge Theologin zum Nachdenken, wie sie in ihrer eigenen Arbeit diese Gruppe junger Menschen besser erreichen und sie motivieren kann, sich nicht dafür zu schämen, ihren Glauben auch nach außen zu kommunizieren. 

Obwohl dieser Blogartikel alles andere als kurz ist, könnte man zu jedem Ereignis noch weitaus mehr berichten. Unsere Teilnehmer saugen die Erlebnisse dankbar auf und wir sind gespannt, was noch alles in den nächsten Tagen passiert: Seid mit dabei – auf dem Blog, Facebook, Instagram und Twitter. Wir freuen uns, wenn ihr unsere Beiträge mit einem „Gefällt mir“-Klick belohnt und auch auf euren eigenen Social Media Seiten teilt – richtig klasse wäre es, wenn ihr dafür immer den Hashtag #gls17 verwendet – dann sehen es noch mehr Menschen und wir können alle gemeinsam unsere Erlebnisse austauschen.

Erfahrungsaustausch unter den Studienreisenden
Erfahrungsaustausch unter den Studienreisenden

REISEBLOG

Weitere Berichte, High­lights und Eindrücke der Willow Creek Studien­reise 2017 finden Sie hier.

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