Regelmäßig muss unser persönliches Glaubensleben und das unserer Gemeinden kultiviert werden. In der Bibel sehen wir, dass der Prozess des Kultivierens dem gesamten Öko- und Wettersystem vorausgeht. Ob Frühling, Sommer oder Erntezeit: Jahreszeiten wechseln, sie kommen und gehen und jede hat ganz eigene Anforderungen. Pflanzen, Düngen, Blüte, Ernte, schließlich die Zeit der Ruhe – alles hat seine Zeit. Jesus spricht von seinem Vater als Gärtner (Johannes 15), der in uns etwas kultivieren möchte. Das bedeutet, der liebevollen, fürsorgenden Hand des Gärtners zu vertrauen – auch in den Stürmen des Lebens. Der Gärtner verhindert diese Stürme nicht, aber er „bearbeitet“ uns so, dass wir auf sie vorbereitet sein können. Er weiß genau, wann beschnitten, gedüngt und geerntet werden muss und kann. Aber das Kultivieren zum Zweck des Wachstums birgt auch eine Gefahr.

 

Wachstum um jeden Preis

Seit gut 100 Jahren geht es in der Landwirtschaft um eine systematische Steigerung des Ertrags – durch Massenproduktion. Neue, stärkere Maschinen und optimierte Mittel, Chemikalien und Abläufe sollen dafür sorgen, die Jahreszeiten zu „überlisten“, damit jede Frucht zu jeder Zeit an jedem Ort verfügbar ist. Alle sollen permanent konsumieren können. Das führt zu ausgelaugten Böden und weniger Geschmack bei den Ernte-Produkten. Wegen des Nährstoffentzugs der Böden wird nachgedüngt und im schlechtesten Fall identifizieren sich die Bauern nicht mehr mit ihrem Land, müssen sich stattdessen mit einer ausufernden Bürokratie herumschlagen.
Ähnliche Entwicklungen waren in den vergangenen Jahren auch in Gemeinden zu beobachten. Wir planen besondere Events, nehmen uns Bauprojekte vor, ermutigen zur Teilnahme an Leitungskongressen, wollen die Arbeit effizienter, „professioneller“ gestalten … und werden ungeduldig, wenn das Wachstum länger dauert als erwartet.
Gott sagt dann zu uns: „Wenn dich die angewandten Prozesse, Zahlenvorgaben und Mechanismen einer religiösen ‚Massenproduktion‘ erschöpfen, dann komm zu mir. Ich werde mich um dich kümmern. Wenn du das Gefühl hast, dass es immer schwieriger wird, das ‚Ernteniveau‘ in der Gemeinde zu halten, wenn du für den gleichen Ertrag immer noch mehr einsetzen musst, dann überlass mir das Kultivieren, um neue Frucht hervorzubringen.“

Gottes gutes Timing

Das Gefühl, dass Dinge sich verändert haben und manches vielleicht ganz zum Erliegen gekommen ist, sagt nichts über mangelnde Souveränität Gottes aus. Nicht alles, was sich anfühlt wie eine Katastrophe, ist auch eine - wenn wir der behutsamen Hand des Gärtners vertrauen. Gott weiß, welchen Stürmen wir während der Pandemie ausgesetzt, welche Schwierigkeiten in der Familie zu bewältigen waren. Er weiß, wen wir verloren haben und welche Beziehungen in die Brüche gegangen sind. Gott, der Meistergärtner, kann in unser „Ökosystem“ eingreifen.
Lass Gott sein Werk tun: das Werk der Schönheit, Wahrheit und Güte! Lass ihn abschneiden, was stört, lass den Sturm die überflüssigen Äste abbrechen, widerstehe dem Wunsch nach einem immerwährenden Sommer! Lass den gnadenlos positiven Anspruch an Religion hinter dir und akzeptiere die Phase, in der du dich gerade befindest! Lass den Gärtner seine Arbeit tun.
Die Frucht, die der Heilige Geist schafft, kann durch zu viel Mechanisierung ruiniert werden. Jesus sagt: „Nur wer von Wasser und Geist geboren wird, kann in Gottes neue Welt kommen. Was Menschen zur Welt bringen, ist und bleibt menschlich. Geist aber kann nur vom Geist geboren werden. Wundere dich nicht, wenn ich dir sage: Ihr müsst alle von neuem geboren werden. Der Wind weht, wo es ihm gefällt. Du hörst ihn nur rauschen, aber du weißt nicht, woher er kommt und wohin er geht. So ist es auch bei denen, die vom Geist geboren werden“ (Johannes 3).
Jesus spricht vom natürlichen Lauf der Dinge. Im Lukas-Evangelium spricht er von dem Weizenkorn, das in die Erde fällt, stirbt und dann 30-, 60-, 100-fach Frucht bringt. Wenn der Heilige Geist wirkt und Dinge ihren natürlichen Lauf nehmen, wird es Frucht im Überfluss geben – viel mehr, als wir erwarten können.
Wir brauchen die Erfahrung, dass Gott durch seinen Geist die Gemeinde bewegt. Momentan herrschen ideale Bedingungen. Öffne dein Herz, deine Gemeinde, das, was dir zur Verfügung steht!

Live erleben kannst du Amy Orr-Ewing beim Leitungskongress 2024 in Karlsruhe.