Herausforderung: SUC

Craig Groeschel beim Leitungskongress: Schmerz, Ungewissheit und Chaos aushalten

Der zweite Tag des Willow-Creek-Leitungskongresses beginnt mit Lobpreis, der den inhaltlichen Ton setzt: „Näher mein Gott zu dir“ sowie „Gott ist gegenwärtig“.

Craig Groeschel, Leiter des innovativen Gemeinde-Netzwerks „Life.Church“ (Oklahoma), berichtet danach in einem aufgezeichneten Vortrag, er habe im Nachdenken über die Corona-Pandemie versucht herauszufinden, was ein langfristig wachsender Leiter aushalten und bewältigen muss. Der Begriff, auf den er dabei gekommen ist, lautet: SUC (engl. PUC), was soviel bedeutet wie Schmerz, Ungewissheit, Chaos.

Leitende fürchten das Chaos. „Aber wer Chaos vermeidet, beschränkt das Wachstum“, mahnt Groeschel. Zuviel Struktur mit zu vielen Regeln und Vorschriften unterdrückt Wachstum. Achtung, Kontrollfreaks, bedeutet das: Ihr müsst ein gewisses Maß an Chaos tolerieren! „Du kannst Kontrolle oder Wachstum haben, aber nicht beides.“ Die besten Leitenden halten Chaos aus und inspirieren andere Leitende. Also: „Wenn du wachsen willst, musst du loslassen“, sagt Groeschel.

In der Gegenwart ist eins gewiss: Die Zukunft ist unsicher. „Und weil die Welt unsicher ist, planen gute Leitende unvorhergesehene Herausforderungen ein.“ Hervorragende Leitende, führt Groeschel fort, „planen auch unvorhergesehene Möglichkeiten mit ein“. Sie schaffen Spielraum für Möglichkeiten, „die morgen kommen könnten, die du aber heute noch nicht sehen kannst“. Jede Ungewissheit birgt auch überraschende Möglichkeiten. Groeschels Fazit: „Es ist schlechter, nichts zu tun als etwas zu tun und dabei Fehler zu machen. Ich möchte lieber Fehler des Glaubens machen als Fehler der Angst.“

Schließlich: Kein Schmerz ist so groß wie der Schmerz im Leitungsdienst, lautet Groeschels Einschätzung. Mehr Einfluss und Bedeutung bedeuten auch mehr Kritik, mehr Verantwortung, mehr Menschen mit persönlichen Schwierigkeiten im direkten Umfeld. „Wenn du nicht leidest, dann leitest du auch nicht richtig.“ Und wer leitet, muss einen wichtigen Schritt umsetzen: „Der Unterschied zwischen dem, wo du in deinem Leitungsdienst bist und dem, wo du sein könntest, ist häufig die schmerzhafte Entscheidung, die du eigentlich nicht treffen möchtest.“ Es gilt also, Dinge nicht zu vermeiden, sondern durchzumachen. Das ist kein Spiel, sondern wichtige Aufgabe. Darum ruft Groeschel dazu auf: „Stürz dich in SUC – zur Ehre Gottes! Du hast alles, was du brauchst, um deiner Berufung zu folgen.“

James Mallon: Gemeinde bauen, in der Menschen zu Jesu Füßen gelegt werden

Der katholische Priester James Mallon aus Kanada berichtet anschließend von seiner Organisation Divine Renovation, die er leitet. In diesem Modell von Gemeindeerneuerung werden seit 2015 Leitungspersonen in 500 Pfarreien in 50 Ländern und 7 Sprachen geschult und begleitet. Ziel ist es, sie so auszurüsten, dass Gemeinden von einer bewahrenden zu einer missionarischen Gemeinschaft zu entwickeln. Gemeinden, in denen Menschen zu Jesu Füßen gelegt werden – und ihr Leben sich dadurch verändert.

Die geistliche Reise von einer bestandswahrenden zur missionarischen Gemeinde hat nach Mallons Erfahrung drei Schlüssel: Der Kraft des Heiligen Geistes zu vertrauen und zu folgen. Der Evangelisation den Vorrang zu geben. „Mission ist die Hauptaufgabe von Gemeinde“, sagt Mallon, nicht nur ein Programm neben vielen. Der dritte Schlüssel ist, gemeinsam „das Beste von Leiterschaft“ zu investieren. „Früher habe ich geleitet wie Captain Kirk: alles allein“, bekennt Mallon. „Aber allein kann ich das nicht schaffen. Ich muss ein Team aufbauen, das diese große Aufgabe mit innerer Überzeugung meistert.“

Ulrich Eggers, der Vorsitzende von Willow Creek Deutschland, bekräftigt im Anschluss in einem persönlichen Wort Mallons Fokus auf Gemeinde, die Menschen zu Jesus bringen will. Dies sei der Herzschlag von Willow Creek und nicht zuletzt der Weg und der Wunsch von Jesus selbst.