Die Bedeutung von Jüngerschaft – Tobias Teichen

Schnellen Schrittes und mit viel Elan betritt Tobias Teichen am Samstagmorgen die Bühne der dm-Arena. Er ist Pastor und Gründer des ICF München. In seinem Impuls geht es um das Thema „Jüngerschaft“.
Bevor er inhaltlich „in die Tiefe“ geht, erzählt er launig von einer amüsanten Begebenheit zum Thema Podcast. Nach seinem Lieblingspodcast befragt, konnte er nämlich nicht mit Carey Nieuwhof oder anderen christlichen Influencern glänzen, sondern: „Ich höre am liebsten den Fußballpodcast ‚Reif ist live‘.“ Gelächter im Saal. Doch auch in diesem Podcast ließen sich Dinge lernen, erzählt Teichen. Einmal beschwerte sich ein Trainer vehement über seine eigene Mannschaft: schlechte Taktik, kein Teamspirit, fehlende Einstellung! „Alles Dinge, die eigentlich in der Verantwortung des Trainers liegen“, sagt Teichen. „Der Trainer müsste eigentlich vor seiner eigenen Haustür kehren, anstatt sich zu beschweren.“ Sagt’s, schnappt sich einen Besen und kehrt vor der Tür, die auf der Bühne aufgebaut steht.

Diese Sport-Episode könne man auch auf die Leitung in Kirchengemeinden übertragen: „Wir schimpfen oft über Dinge in der Kirche: Die Mitarbeiterbereitschaft der jungen Leute ist schlecht, es ist kein Engagement mehr da.“ Es brauche Mut, um sich als Leiter oder Leiterin die Verantwortung dafür einzugestehen: „Warum schnappst du dir dann nicht den Besen und kehrst? Wenn du ehrlich bist, dann gefällt dir das nicht, oder?“ Gerade in der Corona-Zeit hätten viele Leitende geredet wie besagter ‚Wut-Trainer‘: „Die Türen der Gemeinden sind zu, alle schauen Fernsehen, die Kinder verlieren den Glauben.“ Da klopft der heilige Geist an und fragt: Wessen Aufgabe bzw. Verantwortung ist denn das?

Dies sei wie ein Vater, der über seine eigenen Kinder sagt: „Keiner erzieht die!“ Tobias zitiert den Epheserbrief und stellt fest: „Leitende haben verschiedene Begabungen, aber alle haben die Aufgabe, die Kirche auszurüsten.“
Er selbst hat gemerkt: „Jesus verbrachte lange Zeiten in Gebet – und löste in kurzer Zeit Probleme. Bei mir ist es genau umgekehrt. Wenn ich vor meiner Tür kehre, dann demütigt mich das. Demut und ehrliches Hinschauen sorgt für Veränderung.“

 

Jüngerschaft in Gemeinde

Tobias Teichen erzählt von einem „heilsamen Schmerz“, der sein Denken über Jüngerschaft verändert habe. Ein Pastor fragte ihn: ‚Wenn jemand Jesus bei ihnen kennenlernt, wo steht er nach drei Jahren?‘ Er zögerte mit der Antwort, weil er sie nicht richtig beantworten konnte. Sein Gegenüber stellt eine weitere Frage: ‚Was ist ein Jünger?‘ Trotz seines Theologiestudiums sei er wieder ins Schwitzen gekommen und blieb die Antwort schuldig. Der Pastor war verwundert und stellte eine letzte Frage: ‚Wie wird man denn Jünger?‘ Tobias‘ Reaktion: ein Stammeln. Der Pastor stellte fest: ‚Wenn sie diese drei Fragen nicht beantworten können, dann leben sie nicht effektiv.‘ Das habe ihn tief getroffen.

Teichen nennt Elia als gutes Beispiel für Jüngerschaft: Elisa begleitet ihn überall hin und am Ende seines Lebens übergab er ihm seinen Mantel „Jüngerschaft bedeutet, Menschen tief in mein Leben hineinzulassen.“
Abschließend warnt er davor die große Bühne mit gelebter Jüngerschaft zu verwechseln. „Mein Wohnzimmer ist wichtiger als die Bühne. Die Beziehungen.“ Lobpreis alleine sei noch lange keine Jüngerschaft.