Kira Geiss wurde als „Miss Germany 2023“ bekannt, der heutzutage nicht mehr die schönste Frau Deutschlands auszeichnet, sondern Frauen mit Inhalten und Engagement eine Bühne bietet. Die Jugendbeauftragte des Gnadauer Verbands engagiert sich für die junge Generation und für einen gesunden Umgang mit Social Media. Beim LK24 in Karlsruhe war die 22-Jährige als Social Media-Host und auf der Bühne im Einsatz. Ihre Gedanken zu Glaube und Kirche – und wie wir die junge Generation mehr gewinnen können, hat sie im Interview erzählt.

Kira, du hast selbst vor drei Jahren eine Jugendgemeinde mitgegründet. Wie kam es dazu?

 Mit 16 bin ich nach ein paar schweren und turbulenten Jahren in eine Jugendgemeinde gekommen. Hier durfte ich noch mal ganz neu anfangen, gesunde Freundschaften erleben und kostbares Mentoring erfahren. Gemeindearbeit hat mich ein Stück weit gerettet. Was ich als Jugendliche bei Jesus und in Gemeinde erlebt habe, möchte ich auch anderen jungen Menschen ermöglichen.

Deswegen habe ich Gemeinde gegründet. Deswegen investiere ich in Jugendarbeit. Weil ich weiß, was dadurch verändert werden kann!

 

Deine Top 3: Was liebst du an deiner Gemeinde?

1. Unser neues Gottesdienstkonzept „Coffee & Church“, das Glaube auf so gemütliche und zugängliche Art wie möglich vermittelt. Gottesdienst auf Sofas mit einem leckeren Kuchen und einer Limo in der Hand macht einfach doppelt Freude!

2. Die starke Gemeinschaft, die ich bei jedem Event, jedem Gottesdienst und jedem Gemeindemittagessen spüren und erleben darf. Gemeinde ist durch diese Menschen zu einem Zuhause für mich geworden.

3. Unsere gabenorientierten Teams, die Leuten ermöglichen, für ein halbes Jahr in einen Bereich zu schnuppern. Anschließend kann man entscheiden: Möchte ich ein weiteres halbes Jahr in diesem Team mitarbeiten oder lieber aussteigen? Dadurch erleben wir viel zuverlässigere Mitarbeiter.

 

Kirche und Glaube sind für viele junge Menschen heutzutage nicht mehr selbstverständlich. Welche Möglichkeiten siehst du, jungen Menschen Glaubensfragen nahe zu bringen und einen relevanten Raum für ihren Glauben zu schaffen?

In der heutigen Zeit gibt es ein enormes Überangebot von Freizeitaktivitäten und eine ständige Verfügbarkeit von Social Media. Es ist daher nicht überraschend, dass kaum jemand, der keinen direkten Bezug zur Kirche hat, die Sehnsucht verspürt, auf all das zu verzichten, um einen Jugendkreis oder Gottesdienst zu besuchen. Verständlich, denn Kirche wird oft als kalt, eingefahren und langweilig abgestempelt. Heutzutage reicht es nicht mehr, einen tollen Jugendabend in den eigenen Räumen zu veranstalten und zu hoffen, dass neue Menschen von alleine kommen. Wöchentlich erlebe ich Gemeinden, die das so handhaben.

 

Was sollte sich ändern?

Gemeinde wächst und lebt durch Beziehung – sowohl in der Kirche als auch außerhalb. Wir können Teens am besten zu unseren Veranstaltungen einladen, wenn wir ihnen auf ihrer eigenen Ebene begegnen. Denn die meisten Gemeinden machen tolle Jugendarbeit! Die viel größere Frage ist: Wie kommunizieren wir unser Angebot nach außen?

 

Deine Antwort darauf?

Ich finde, unsere Aufgabe ist es mehr denn je rauszugehen! Bei den Menschen zu sein – wie es in 1. Korinther 9,19 steht. In der heutigen Zeit würde das bedeuten: Den Skatern ein Skater zu sein. Den Fashion-Girls ein Fashion-Girl zu sein. Den Lesern ein Leser zu sein. Wir müssen wieder lernen, einen Blick für die Menschen in unserem Umfeld zu bekommen. Das brauchen junge Menschen! Das Gefühl gesehen, verstanden und in ihren Bedürfnissen ernst genommen zu werden.

„Heutzutage reicht es nicht mehr, einen tollen Jugendabend in den eigenen Räumen zu veranstalten und zu hoffen, dass neue Menschen von alleine kommen.“

Was sind deiner Meinung nach die zentralen Faktoren, die eine Gemeinde für die junge Generation attraktiv machen?

Ansprechpartner mit einem Herz für Jugendliche, Action, gemütliche und ästhetische Räume, viele andere junge Menschen, echte Gemeinschaft – das ist wichtig!

 

Wie gelingt es Gemeinden, eine Brücke zwischen traditionellen Werten und modernen Bedürfnissen schlagen können, ohne dabei ihre Identität zu verlieren?

Es braucht einerseits Menschen, die als feste Säulen in der Gemeinde fungieren und die Gemeindekultur gemeinsam prägen. Und das schaffen wir unter anderem, indem wir in ein Kernteam investieren, das verschiedene Generationen beinhaltet. Gemeinsam kann dort über Werte, Struktur und Veränderung diskutiert und entschieden werden. Durch diesen Prozess entsteht im Optimalfall eine gemeinsam erarbeitete Identität und Gemeindephilosophie, die von jedem Kernteammitglied in alle Bereiche der Gemeinde transportiert wird.

 

Und andererseits?

Da braucht es Menschen, die Verantwortung übernehmen und den Stein ins Rollen bringen. Ist uns beispielsweise wichtig, dass unsere Arbeit von Gebet durchzogen wird? Oder dass wir als Gemeinde einen starken Medienauftritt haben? Dann liegt es am Kernteam, in ihren Bereichen diese Werte zu kommunizieren, selbst zu leben und dadurch langfristig alle Mitglieder zu erreichen und die Identität und Werte zu verinnerlichen.

 

Du bist frischgebackene Buch-Autorin und schreibst unter anderem davon, wie dein Glaube ein Anker in stürmischen Zeiten gewesen ist. Worum geht es in deinem Buch „Bittersüße Realität“?

Gott hat mir aufs Herz gelegt, echtes Leben in einer Welt zu zeigen, die sich immer nur von ihrer besten Seite präsentiert. In meinem Buch schreibe ich über bittere und süße Lebenserfahrungen, über meinen Glaubensweg und Wunder. Aber auch über Körperkämpfe, Sexismus, Übergriffe und die Auswirkungen von Social Media. Es ist ein Buch für alle, die einmal hinter die Kulissen der Glitzer- und Glamourwelt, 5-Sterne-Hotels und Red Carpet Events schauen möchten. Ich wünsche mir von Herzen, dass dieses Buch insbesondere von vielen liebenden Eltern und tollen jungen Frauen gelesen wird. Weil ich glaube, dass es gut tut und wachrüttelt. Und weil ich glaube, dass Gott wilde und schwierige Wege mit mir gegangen ist, um andere zu erreichen und zu ermutigen.