Ein Highlight des diesjährigen Global Leadership Summits war der Vortrag von Joni Eareckson Tada. Kaum ein Auge blieb trocken, als sie sich mit bewegenden Worten an die über 7.300 Teilnehmenden des Summits in der Willow Creek Community Church wendete.
Als Teenager machte Joni einen leichtsinnigen Sprung in flaches Wasser, der sie mit einer Querschnittslähmung in einen Rollstuhl führte. Sie wurde depressiv und fühlte sich in einem Albtraum gefangen. Während eines Klinikaufenthaltes bat ihre Therapeutin sie, ihre Gefühle durch Zeichnen auszudrücken, weil sie wusste, dass Joni eine Künstlerin war, und sie fing an, Bilder mit einem Bleistift zwischen ihren Zähnen zu malen. Da war sie, mit ihrer ganzen Zerbrochenheit – eine Geschichte lebend, die sie sich für sich selbst nie ausgesucht hätte.
Heute ist sie Gründerin und Leiterin der Non-Profit-Organisation „Joni & Friends“. Eine Organisation, die weltweit 14 Millionen Menschen mit Behinderungen dient. Sie versorgen sie mit Rollstühlen, bieten Freizeiten und Treffen an, dienen und erzählen von Jesus. Joni fragt sich bis heute, wie das passieren konnte. Sie sagt, dass sie nicht mal selber essen könne, nur einen Highschool-Abschluss habe und nun die größte christliche Wohltätigkeitsorganisation in Amerika leiten würde. Lachend meint sie: „Wenn ich Gott wäre, wäre ich besorgt.“
„Das Herz eines Menschen zählt bei Gott mehr als das, was er kann.“
Bei Gott steht alles auf dem Kopf
Humorvoll zeigt sie auf, wie ihre Organisation aussehen würde, wenn sie Gott wäre und sie 1,3 Billionen Menschen mit Behinderung erreichen wollen würde. 16 Prozent der Weltbevölkerung. Sie hätte die Besten der Besten, die Schlauesten der Schlausten, alle jung und dynamisch, leidenschaftlich und hungrig nach Erfolg eingestellt. Schwache Menschen bräuchten sich gar nicht bewerben. Menschen mit physikalischen Einschränkungen hätten keine Chance. Ältere Menschen und Menschen, die ihren Prozess verlangsamen könnten, auch nicht.
Abschließend meint sie: „Zum Glück bin ich nicht Gott!“ Gott ist anders und wenn es um das Bauen seines Königreichs geht, dann erfreut er sich daran, Menschen anzustellen, die nicht auf natürliche Weise in seinem Leitungsteam glänzen. Er stellt solche ein, die transparent in ihren Schwächen und Verfehlungen sind. Die meisten Menschen tendieren dazu, ihre moralischen Stärken hervorzubringen und versuchen alles zu vermeiden, was ihre persönlichen Unzulänglichkeiten aufdecken würde. Das ist natürlich. Das ist gut fürs Geschäft. Man muss seine Stärken erhöhen und seine Schwächen verringern, um die Arbeit zu erledigen. Aber Gott erhöht die Schwächen und verringert die Stärken, um seine Arbeit erledigt zu bekommen. Joni sagt: „Das ist nicht der Weg der Königreiche dieser Welt, aber es ist der Weg im ‚Alles steht Kopf‘-Königreich des Kreuzes.“
Warum das Risiko?
Gott arbeitet mit Schwäche. Dr. Dan Allender hat einmal gesagt: „Die Leiter, die Gott erwählt, sind mehr gebrochen als stark … mehr kaputt als ganz … mehr beunruhigt als sorgenfrei.“ Joni bringt ein paar Beispiele aus dem Alten und Neuen Testament: Abraham und Sara, die Gott trotz ihrer Fehltritte mit einer Familie segnete. Sie waren über 90. Wer beginnt eine Familiengründung mit 90? Gott lässt einen Gideon, der sich aus Angst vor dem Feind zusammengekauert hinter einer Weinpresse versteckte, mit 400 Mann gegen die blutrünstigen Midianiter in den Krieg ziehen - eine ziemlich schlechte militärische Strategie. Oder David, ein Hirtenjunge ohne Schwert, ohne Pfeil und Bogen, ohne militärische Ausbildung. Gott wählt ihn aus, um gegen den gröbsten und größten Philister anzutreten. Im Neuen Testament sind es Petrus und Johannes, zwei ganz gewöhnliche Fischer, die wirklich großartig waren im Haken anbringen und Netze knüpfen, aber nicht die großen geschulten Redner mit den starken Argumenten, um den Schriftgelehrten die Stirn zu bieten. Und dennoch „lässt Gott die beiden predigen, wie Billy Graham“, so Joni.
Sie wirft die Frage auf, warum Gott so etwas tut. Warum geht Gott ein Risiko mit solchen Menschen ein? Sie erklärt: „Für die Welt ist das ein Geheimnis. Gott hat seine Gründe“, denn wenn Gideon mit seinen wenigen Männern die aussichtslose Schlacht gewinnt, wenn ein Teenager von einem Schafstand den mächtigen Goliath tötet, wenn Petrus und Johannes die religiösen Gelehrten beschämen und wenn die neunzigjährige Sara einen Sohn bekommt, dann weiß die ganze Welt: Gott hat das getan! Kein Mensch. Gott gehört die Ehre und nicht den Menschen.
Das Herz eines Menschen zählt bei Gott mehr als das, was er kann.
Gott liebt es, so seine Größe zu zeigen.
Er gab Abraham ein Versprechen, er machte Gideon Mut, er gab David perfekte Treffer, und er zeigte Petrus und Johannes, dass sie im richtigen Moment die richtigen Worte haben.
„Es gibt viel wichtigere Dinge im Leben, als Laufen zu können."
Das Privileg, auserwählt zu sein
Joni erzählt eindrücklich von ihrer eigenen Geschichte. Früher, als sie noch ziemlich neu in ihrem Rollstuhl war, habe sie sich selbst in diesen Beispielen gesehen. Wie Gideon, der Feigling, erfüllt von Angst, wollte sie, dass Gott für sie ein großes Wunder tat und sie aus dem Rollstuhl herausholen sollte. Oder wie Paulus, der dreimal den Herrn anflehte, seine Schwäche von ihm zu nehmen. Die Antwort lesen wir in 2. Korinther 12,8-10: „Lass dir an meiner Gnade genügen; denn meine Kraft vollendet sich in der Schwachheit. Darum will ich mich am allerliebsten rühmen meiner Schwachheit, auf das die Kraft Christi bei mir wohne. Darum bin ich guten Mutes in Schwachheit, in Misshandlungen, in Nöten, in Verfolgung und Ängsten um Christi willen; denn, wenn ich schwach bin, so bin ich stark."
Die Bibel hat Joni herausgefordert und sie hat ihre Schwäche gegen Gottes Stärke getauscht. Aber das beantwortete immer noch nicht ihre Fragen: Warum hat Gott sie auserwählt? Warum war ein gebrochener Halswirbel Teil des Drehbuches ihres Lebens?
Sie ist davon überzeugt, dass Gott an die 1,3 Billionen Menschen mit Behinderungen dachte, von denen die meisten Jesus nicht kennen, als sie diesen leichtsinnigen Sprung ins Wasser machte. Gott dachte an die 80 Prozent von ihnen, die in tiefster Armut leben und von denen die meisten als verflucht angesehen werden. Gott dachte an Psalm 10 und an den ständigen Ruf der Leidenden. Sie sagt: „Als ich mir mein Genick brach, brach natürlich auch Gottes Herz für mich, aber es brach auch für unzählige Menschen, genau wie ich. Und als ich das verstanden hatte, als ich verstand, wie Gott arbeitet, dass er unsere Schwäche in seine Stärke verwandelt, da erkannte ich seinen Ruf, seine Mission, das Privileg, auserwählt zu sein.“ Ihr Fokus veränderte sich und sie realisierte, dass der Wert einer Seele über der Lästigkeit von nichtfunktionsfähigen Armen und Beinen steht. Joni zitiert Philipper 1,12: „Das, was mir an dem Tag passierte, hat dazu gedient, das Evangelium auszubreiten.“
Am Ende ihres Selbst
Joni lässt einen weiteren, tiefen Blick in ihr Leben zu: „Das, was mir an dem Tag am Strand passierte, hat dazu geführt, das Evangelium zu verbreiten. Ich wäre in dem seichten Wasser beinahe ertrunken, aber Gott hat mich gerettet. Damit ich andere retten kann, die dabei sind, zu ertrinken.“ 57 Jahre Querschnittslähmung, zweimal Krebs Stadium 3 und unendliche Schmerzen Tag für Tag. Sie sagt, dass sie wie Gideon erfüllt von Angst mit Blick auf die Zukunft sei.
Fragen wie: Werden die Schmerzen stärker werden? Wird der Krebs zurückkommen? Weiter erläutert sie: Schwäche und Leiden seien ein Lehrbuch. Ein Lehrbuch, dass nicht aufhört uns zu lehren, wer wir wirklich sind. Das sei nicht immer schön, so Joni. Sie verwendet das Bild einer Zitrone, die ausgepresst wird. Das Leiden habe sehr viel aus ihr herausgepresst und sie sehe, was herauskommen würde und sei nicht glücklich damit. Joni sagt, dass sie bei Weitem nicht die Heilige sei, von der sie gerne denkt, dass sie es wäre.
„Aber das Leiden hat mich an das Ende meines Selbst gebracht, ängstlich und zusammengekauert. Und dann sehe ich Jesus und erkenne, dass ich Jesus brauche. Jesus flüstert jeden einzelnen Morgen, wenn mich meine Schmerzen und meine Behinderung absolut überwältigen, wenn ich noch in meinem Bett liege: „Oh Joni, meine Liebe, gib mir deine Schwäche. Meine Gnade wird in deiner Schwäche durch den Tag stark sein. Es ist ausreichend für dich." Und solange ich das weiß und solange ich realisiere, wie schwach ich bin, habe ich seine Stärke.“ Sie sei ein bisschen wie Johannes der Täufer: „Jesus muss größer und ich muss kleiner werden“ (Joh. 3,30).
„Mein Rollstuhl ist mein Freund. Es ist mühsam und schwer und manchmal grausam, aber es ist der Freund, der aus mir heute eine bessere Joni macht, als ich es gestern war. Es ist ein Freund, der mein Herz aufbricht, sodass Gnade an dem niedrigsten Punkt in meiner Seele ankommen kann.“ Joni hat in den letzten 45 Jahren die Organisation „Joni and Friends“ geleitet und sagt selbst, dass sie alles vergessen musste, was sie über persönliche Stärke gelernt habe, die zu effektiver Leiterschaft führt. „Die effektivsten Leitenden steigen nicht ungeachtet ihrer Schwächen zur Macht auf; sie leiten mit Macht wegen ihrer Schwäche.“
„Schwäche und Leiden sind ein Lehrbuch. Ein Lehrbuch, das nicht aufhört, uns zu lehren, wer wir wirklich sind."
Zerbruch hat nicht das letzte Wort
Sie berichtet von Melissa: Eine junge Frau, die von ihrer Familie verstoßen wurde, weil sie unverheiratet schwanger wurde. Sie entschied sich für das Kind und wurde zurückgewiesen von denen, die ihr am nächsten standen. Sie war zerbrochen und ängstlich. Melissa kam von einer Zeitarbeitsfirma aus zu „Joni and Friends“, um an der Rezeption auszuhelfen. Einer der Leitenden entdeckte in ihr ein Potenzial und nun ist sie Jahre später die Leiterin des gesamten Daten- und Prozessmanagements und sorgt für bessere Datenverarbeitungsprozesse.
Melissa weiß, dass sie hilft, 1,3 Billionen Menschen mit Behinderungen mit dem Evangelium von Jesus zu erreichen. Sie sagt, dass jeder einzelne Mitarbeiter von den 230 Mitarbeitern von Jesus bei „Joni and Friends“ platziert wurde und Jesus regiert. In Lukas14 sagt Jesus: „Geht und findet…die Armen, die Verkrüppelten, die Lahmen und die Blinden, sodass das Haus meines Vaters voll wird.“ Jedem Mitarbeiter, egal in welchem Bereich und mit welcher Verantwortung, soll bewusst sein, dass durch Gott alles möglich ist.
Joni endet mit den Worten: „Diese Message ist kein „Wie machst du es?“ -Talk, sondern ein „Wie bist du es?“-Talk. Also lasst mich ehrlich mit euch sein: Ich weiß, meine Tage sind gezählt, meine Lungen sind schwach, aber ich bin eine Frau aus Apostelgeschichte 20, 24. Wir haben den Auftrag, den Lauf zu laufen. Gott weiß, dass ein paar von uns in der finalen Runde sind.
Ich gebe ihm die Zusage, dass ich mich anstrengen werde, diesem Preis alle Ehre zu machen und ich werde jedes mir mögliche Tröpfchen Dienst aus meinem gelähmten Körper pressen, sodass die Menschen mit Behinderung
der Welt mit dem Evangelium von Gottes Gnade erreicht werden können. Ich verspreche, dass ich meine Schwäche großmachen werde, um sie gegen Gottes Stärke einzutauschen und ich lade dich ein, das gleiche zu tun. Ich lade dich ein, weil es viel wichtigere Dinge im Leben gibt, als Laufen zu können.“