Wenn ganz unterschiedliche Menschen in einem Team zusammenarbeiten und in einen kreativen Flow geraten, ist das ein Hochgefühl: Eins kommt zum anderen und es entsteht ein Ergebnis, das ein einzelner alleine nie zustande gebracht hätte. Alle wachsen über sich hinaus. Doch diese Erfahrungen scheinen oft nur einzelne Glücksfälle zu sein. Woran liegt das? Welche Blockaden bringen den kreativen Fluss ins Stocken?
Aus der Kreativitätsforschung wissen wir, dass Perfektionismus eine der größten Blockaden für den Kreativprozess ist. Dabei ist es natürlich ein erstrebenswertes Ziel, ein exzellentes Ergebnis zu erreichen, das uns (unserem Schöpfer ähnelnd) zufrieden sagen lässt: »Siehe, das ist gut.« oder sogar »Wow – das ist aber sehr gut.« Perfektion ist aber etwas anderes als Exzellenz. Perfektion ist der Wunsch, ein fehlerloses Resultat zu erreichen, das nicht angreifbar ist. Solch ein Streben nach Perfektion bremst oder verhindert den kreativen Flow allerdings. Warum?
Zum einen verhindert Perfektion, dass wir einfach anfangen und loslegen. Es fehlt der Mut zu Fehlern. Und weil es schwerfällt, Unzulänglichkeiten einzugestehen, verhindert Perfektionismus, einfach auszuprobieren und dann im Prozess dazuzulernen. Zum anderen schließen sich Perfektion und Kreativität aus. Denn ›perfekt‹ bedeutet, dass etwas abgeschlossen ist und für sich alleine stehen kann. Kreativität geschieht aber gerade in einer offenen Spannung von mindestens zwei Menschen oder Aspekten, die einen fruchtbaren Raum für Neues eröffnen.
»Perfegtionisden stören den kreatiwen Flusss in Teams«
Sollte es also (theoretisch) ein perfektes Ergebnis geben, dann wäre damit das Ende von Kreativität markiert.
Und was passiert mit Teams, wenn Menschen den Wunsch haben, perfekt zu sein oder perfekte Arbeit zu erzielen? Perfektionisten stören den kreativen Fluss in Teams, weil sie sich von anderen abkapseln. Sie wollen nicht verletzlich sein, auch nicht ergänzungsbedürftig, weil sie dadurch ihre Abhängigkeit von anderen zeigen würden. Wenn wir in die Bibel schauen, dann sehen wir in der Ur Geschichte aber, dass es nie Gottes Gedanke war, einen perfekten, autarken Menschen zu kreieren. Von Anfang an war mensch einer, der auf Hilfe angewiesen war: »Es ist nicht gut, dass der Mensch alleine ist. Ich will ihm eine Hilfe machen, die zu ihm passt.« Schließlich steckt geistlich hinter dem Perfektionismus der Ur Wunsch des Menschen, wie Gott zu sein. Perfektionisten zeigen deshalb auch, dass sie nicht vom Schöpfer abhängig sein wollen. Der Mensch will selbst überblicken, selbst beurteilen, selbständig bewältigen, will sein wie Gott. Diese Selbstabkapselung vom eigenen Schöpfer wird traditionell Sünde genannt.
Eng mit dem Perfektionismus verbunden sind Misstrauen und Angst. In der Ur-Geschichte wird erzählt, wie Misstrauen gesät wird und der Gedanke aufkommt, dass Gott den Menschen etwas vorenthält. Daraus entsteht die Angst des Menschen, auf sich allein gestellt zu sein und allein für sich sorgen zu müssen. Das hat im Blick auf das ›Team Mensch‹ zur Folge, dass Menschen sich abkapseln und verschließen. Denn die anderen sind plötzlich Konkurrenten im Kampf ums Überleben.
Auch kreative Prozesse im Team werden durch Angst verhindert: Angst, nicht genug zu bekommen, Angst, nicht genug einbringen zu können, Angst vor Ablehnung, Angst vor Versagen blockieren den fruchtbaren Raum, der zwischen Menschen entsteht. Oft können wir das auch physisch spüren. Angst macht eng, sie verkrampft und sie verhindert, dass wir frei durchatmen können. So schneidet Angst uns vom Leben ab.
Selbstprofilierung und Machtmissbrauch
Durch Misstrauen und Angst, zu kurz zu kommen, gehen Teams, die auf Augenhöhe miteinander arbeiten wollen, kaputt: Menschen setzen sich selbst absolut und fangen an, sich auf Kosten anderer zu profilieren. Sie nehmen sich selbst mehr und machen sich selbst groß, indem sie anderen etwas wegnehmen und sie klein halten. Die ihnen gegebene Macht nutzen sie nicht, um einen fruchtbaren Raum zu schaffen, in dem Menschen wachsen können, sondern um ihren persönlichen Machtbereich zu weiten. So ist das bei Menschen bei Christen und bei Nichtchristen.
Als Christen können wir allerdings erleben, wie Gott uns aus diesem Kreislauf aus Sorge um das eigene Ego und aus der Angst, zu kurz zu kommen, befreit. Und aus dem Wissen, dass wir von Ihm anerkannt sind, dass für uns gesorgt ist, können wir anderen viel freier auf Augenhöhe begegnen. Und so könnten wir gemeinsam Leitungsverantwortung wahrnehmen und den Raum, der uns anvertraut ist, kreativ gestalten, damit Menschen darin wachsen und aufblühen.