Die Willow Creek-Gemeinde in South Barrington bei Chicago experimentiert derzeit mit einer „Sitzblock“-Strategie (Section Strategy), einer Aufteilung der Sitzplätze in überschaubare Abschnitte im großen Gemeindesaal. Auf diese Weise soll sich die große Gemeinde mit wöchentlich rund 23.000 Gottesdienst­besuchern in drei Gottesdiensten „wie eine kleine Gemeinde anfühlen“, erklärt Bill Hybels. Er beschreibt den vor zwei Jahren gestarteten Ansatz als „verheißungs­vollste Strategie seit Jahren“. Der Pilotversuch lief ein Jahr lang erfolgreich in einem der drei Gottesdienste. Nun finden sich die „kleinen“ Sitzgruppen in allen Gottesdiensten – was erfreuliche Früchte trägt.

Wie sieht die „Section Strategy“ aus? Das 7.100 Personen fassende Auditorium wurde in 27 Sitzbereiche unterteilt, in denen jeweils rund 250 Personen Platz finden. Jeder dieser Bereiche hat für jeden der drei Wochenendgottesdienste einen ehrenamtlichen „Pastor“: Er ist Ansprech­person für die 250 Gottesdienstbesucher in seinem Ab­schnitt. Unterstützt wird er von einem ehrenamtlichen Team. Jeder Sitzbereich hat einen deutlich sichtbaren Anlauf­punkt, an dem der Verantwortliche nach dem Gottesdienst zu treffen ist. Am Beginn des Gottesdienstes bekommt jeder Besucher eine Karte für seinen Block, mit Namen und Kontaktdaten des jeweiligen Verantwortlichen.

Zusätzlich werden für jeden Sitzbereich regelmäßig gemeinsame Aktivitäten angeboten, die dem gegenseitigen Kennenlernen dienen und gemeinschaftsfördernd sind: Das kann ein gemeinsamer Brunch nach dem Gottesdienst im Gemeindefoyer sein, ein Picknick im Park oder eine Aktivität unter der Woche. Einige „Sitzblöcke“ haben sich nach gemeinsamen Interessen zusammengefunden: Motorradbegeisterte, Familien mit behinderten Kindern oder an Kunst interessierte. Durch die „Section Strategy“ sind ein großes Wir-Gefühl und eine deutlich gesteigerte Gemeinschaft entstanden, die sehr durchlässig für Gäste ist.

„Es hat sich gezeigt, dass unsere Sitzblöcke mittlerweile der beste Ort sind, um schnell andere Menschen in der Gemeinde kennenzulernen oder eine Kleingruppe zu finden“, sagt Todd Katter, der in der Willow-Gemeinde den Bereich Jüngerschaft hauptamtlich leitet. Er unterstützt die ehrenamtlichen „Pastoren“ der verschiedenen Sektionen. 

Bill Hybels ist überzeugt: „In jedem Gottesdienst sitzen Menschen, die in einer Krise stecken, die Leid und Sorgen umtreibt. Das bekommt oft niemand mit – obwohl sie umgeben sind von anderen Christen: Niemand streckt ihnen eine helfende Hand entgegen, niemand bietet ein ermutigendes Gebet oder praktische Hilfe an. So hat sich Jesus die Gemeinde nicht vorgestellt.“ Die „Section Strategy“ sorgt dafür, dass diese Fürsorge stattfindet – ganz bewusst auch durch Ehrenamtliche.