Karl Vaters – Sprecher beim Leitungskongress 2024 – hat ein Herz für kleine Gemeinden. Ihr Wert und wichtiger Beitrag sollen neu zur Geltung kommen. Dafür engagiert sich der Pastor auch als Coach. In diesem Beitrag beschreibt er acht Kennzeichen einer gesunden kleinen Gemeinde.

Gesunde Gemeinden gibt es in jeder Größe – von einer Hauskirche bis zur Megachurch.
Aber wie erkennt man, ob eine Gemeinde gesund ist, wenn Mitglieder- und Besucherzahlen nicht das Hauptkriterium sind? Hier sind acht Kennzeichen (oder Prioritäten), die gesunde Gemeinden richtig setzen – plus ein Zusatz, der noch einmal alles auf den Punkt bringt.
Auch wenn die Liste sicher nicht vollständig ist, ist sie durchaus als Standortorientierung geeignet.

1. Menschen vor Gebäuden

Viele Gemeinden sind nicht bereit, ihr(e) Gebäude an die Anforderungen der Gemeindearbeit anzupassen. Normalerweise (aber nicht immer) sind langjährige Gemeindeglieder dabei die Bremser, denn wie haben viel Zeit, Geld und Emotionen in die Immobilie gesteckt. Die gebrachten Opfer gilt es natürlich wertzuschätzen, aber wenn Gebäude vor dem Auftrag stehen, ist eine positive Entwicklung kaum möglich. Gesunden Gemeinden geht es um Menschen, nicht um Gebäude. Sie sehen die Immobilie nicht als Selbstzweck, sondern als Möglichkeit, Menschen für Jesus zu erreichen.

2. Großzügigkeit vor Finanzplan

Ungesunde Gemeinden lassen sich die Gemeindearbeit von ihrem Finanzplan diktieren. Gesunde Gemeinden machen es umgekehrt. Großzügig zu sein bedeutet nicht, dass mit vorhandenen Mitteln leichtsinnig umgegangen wird. Finanzen (wie übrigens auch Gebäude) sind ein Mittel, nicht das Ziel. Eine großzügige Gemeinde setzt Geld, Zeit und Fähigkeiten dort ein, wo es nötig ist, nicht wo der Haushaltsplan es vorgibt. Großzügigkeit ist gelebte Dankbarkeit, die sich von einem Finanzplan nicht einengen lässt.

3. Gemeindearbeit vor Programmen

Je länger eine Gemeinde existiert, desto größer ist die Gefahr, dass ihre Arbeit von Programmen bestimmt wird. Fragt man Gemeindemitglieder nach dem Unterschied zwischen ihrer Arbeit und ihren Programmen, werden die meisten dazu nicht viel sagen können. Arbeit ist das, was wir tun. Programme zeigen, wie wir es tun. Das „Wie“ sollte niemals wichtiger werden als das „Was“.

4. Wahrheit vor Meinungen

Politik, Kultur und Traditionen prägen unsere Meinung. Aber die Wahrheit des Evangeliums sollte immer an erster Stelle stehen. In ungesunden Gemeinden gewinnt meist der, der am lautesten schreit. In gesunden Gemeinden werden Meinungen respektiert, aber nicht über die Wahrheit des Evangeliums gestellt. Das gilt auch dann, wenn sie von einflussreichen Menschen kommen – den Pastor eingeschlossen.

»Wenn eine kleine, ungesunde Gemeinde gesund wird, wird sie besser – selbst wenn sie nicht größer wird.«

5. Nachfolge vor Leitungstätigkeit

In den letzten Jahrzehnten ist der Begriff “Leitung” zum Schlagwort im pastoralen Dienst geworden. Aber die Bibel sagt relative wenig darüber, wie man eine Leitungsperson wird.
Zum Thema Nachfolge hat sie hingegen sehr viel zu sagen – nicht nur für Laien. Pastoren und Pastorinnen, Diakone und Älteste haben nicht in erster Linie Leitungspersonen zu sein, sondern Nachfolger von Jesus und Diener der Gemeinde. Für gesunde Gemeinden hat Nachfolge also oberste Priorität.

6. Jüngerschaft vor Show

Wenn man Menschen nach Gemeindeaktivitäten fragt, werden die meisten das nennen, was im Gottesdienst vorne auf der Bühne oder im Altarraum passiert. Bühnen oder sakral hergerichtete Altarräume, werden für Vorstellungen gebaut oder für das Kirchenjahr hergerichtet. Dagegen ist überhaupt nichts einzuwenden. Aber wenn die Vorstellung auf der Bühne oder die Anordnung von Kanzel, Altar und Orgel wichtiger wird, als die geistliche Entwicklung der Menschen, dann setzen wir die falschen Prioritäten. Gesunde Gemeinde verstehen das und legen den Fokus nicht auf die „Vorstellung“ auf der Bühne, sondern auf die geistliche Entwicklung, die „hinter den Kulissen“ geschieht.

7. Lobpreis vor Musik

Ich bin ein großer Fan von Livemusik. Wenn Musiker und Sänger den Raum mit etwas füllen, das mehr ist als die Musik, die sie spielen, ist das großartig. Aber Lobpreis und Musik sind nicht dasselbe. Kürzlich habe ich eine Gemeinde besucht, die überhaupt keine Musiker hatte. Das hatte keine theologischen Gründe, sondern lag einfach am “Personalmangel”. Aber der acapella Lobpreis dort war großartig, tief und geistlich aufbauend. Zugleich habe ich Gottesdienste mit großartigen Musikern aber wenig Lobpreis erlebt. Gesunde Gemeinden verwechseln diese beiden Dinge nicht.

8. Gesundheit vor Wachstum

Eine kleine, ungesunde Gemeinde, die wächst, wird eine große ungesunde Gemeinde. Mit ihrer Größe wird sie nicht automatisch besser oder gesünder. Wird aber eine kleine ungesunde Gemeinde gesund, wird sie besser, selbst wenn sie nicht größer wird. Ungesunde Gemeinden verbinden Gesundheit immer mit zwei Perspektiven. 1. Als Motor für zahlenmäßiges Wachstum. 2. Zahlenmäßiges Wachstum als klares Anzeichen für Gesundheit – selbst wenn vieles deutlich dagegen spricht. Gesunde Gemeinden sehen Gesundheit (in den Bereichen Lobpreis, Dienste, Nachfolge und Gemeinschaft) nicht als Mittel zum Zweck, sondern als Sinn ihrer Existenz – unabhängig von ihrer Größe.

Jesus vor allem anderen

Dies ist nicht das neunte Kennzeichen. Es ist der Mittelpunkt, den die acht Kennzeichen zu unterstützen haben. Wir sollen die Gemeinde sein, die Jesus selbst baut. Ungesunde Gemeinden hingegen stellen Gebäude, Finanzpläne, Programme, Meinungen, Leitende, „Show“, Musik und Wachstum an erste Stelle. Gesunden Gemeinden geht es vor allem und immer um Jesus.


Die 8 Anzeichen einer ungesunden Gemeinde beschreibt Karl Vaters in diesem Beitrag.

Wie kleine Gemeinden eine große Wirkung entfalten, beschreibt Karl Vaters in diesem Beitrag.

Live erleben kannst du Karl Vaters beim Leitungskongress 2024 in Karlsruhe.